Buchtipp: Wie Weltveränderung am besten geht

Raul Krauthausen und Benjamin Schwarz setzen auf konstruktiven Aktivismus und sagen, was und für wen das etwas ist.

Angezogen von Bewegungen wie Fridays for Future wollen sich immer mehr Menschen für ihre gesellschaftlichen, sozialen oder ökologischen Ziele einsetzen. Dafür sind sie bereit, ihre Komfortzonen zu verlassen. Doch bewirken soll das Engagement natürlich auch etwas. Wie also kann man etwas bewegen? Der Inklusionsaktivist Raul Krauthausen und der Politikwissenschaftler Benjamin Schwarz geben in ihrem Buch Antworten und lassen dazu mehrere der bekanntesten Aktivistinnen und Aktivisten Deutschlands zu Wort kommen.
Raul Krauthausen
(c) Sozialhelden e.V.
Raul Krauthausen und Benjamin Schwarz

Die Welt verändert sich, doch die große Politik scheint seit Jahren auf der Stelle zu treten. Ob es der aktuelle Zustand unserer Demokratie ist, der Klimawandel, die gesellschaftliche Ungleichheit, der Umgang mit den Geflüchteten, die Digitalisierung des Landes, die Hassreden in den Social Media-Kanälen, – frische, mutige Konzepte lassen auf sich warten, entschlossenes Handeln noch viel mehr.

Viele Menschen in Deutschland wollen das nicht länger hinnehmen und suchen nach Möglichkeiten, sich aktiv für ihre Ziele einzusetzen. Das politische Interesse in Deutschland sei „auf Rekordhoch,” so die Berliner Raul Krauthausen und Benjamin Schwarz in ihrem Buch „Wie kann ich was bewegen? Die Kraft des konstruktiven Aktivismus“. Das gelte gerade für die junge Generation. Hierzu verweisen die Autoren auf die Ergebnisse einer von der Vodafone Stiftung Deutschland 2019 in Auftrag gegebenen Umfrage unter Menschen ab 14 Jahren. Demnach gaben rund 80 Prozent der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen an, dass es ihnen wichtig sei, die Politik in Deutschland beeinflussen zu können.

Bürgerliches Engagement möglich machen

Schon viel länger steht fest, dass die traditionellen Wege der politischen Beteiligung, zum Beispiel in Parteien und Gewerkschaften an Attraktivität eingebüßt haben. Die Zeit ist reif für neue, kreative Formen, innerhalb derer sich Menschen für ihre politischen Ziele einsetzen können – jenseits von Parteipolitik und den damit verbundenen Zwängen zur Anpassung an althergebrachte Strukturen.

Raul-Krauthausen und Benjamin Schwarz, selbst erfahrene Aktivisten, machten sich gemeinsam Gedanken, wie wirksame politische bzw. gesellschaftliche Beteiligung für alle interessierten Bürger heute möglich sein könne. Dafür haben sie mit 16 der bekanntesten Aktivistinnen und Aktivisten Deutschlands über ihre Ziele, Aktivitäten und Erfahrungen gesprochen. Denn Menschen wie die Seenotretterin und Naturschützerin Carola Rackete und der Gewerkschafter und Gründer der Kampagne „Liefern am Limit“, Orry Mittenmayer, haben bereits gezeigt, wie man Veränderungen bewirken, Menschen begeistern und Mitstreiter gewinnen kann. Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, bürgerliches Engagement wieder denkbar zu machen.

16 wichtige Aktivistinnen und Aktivisten unserer Zeit

Die Kraft der Veränderung liegt für die Buchautoren letztlich im „konstruktiven Aktivismus“. Darunter verstehen sie „ein leidenschaftliches politisches Instrument, das nichts mit schwarzen Blöcken aller Art zu tun hat, sondern radikal und konsequent für die konkrete Veränderung aktueller Umstände kämpft”. Jeder kann sich innerhalb seiner Möglichkeiten beteiligen, auch ohne Bundestagsmandat. Selbst eine Wortmeldung bei einem Elternabend könne dabei schon politische Wirkung entfalten.

Diese Aktivistinnen und Aktivisten kommen zu Wort:

  • Luisa Neubauer (Fridays for Future)
  • Carola Rackete (Seenotretterin und Naturschützerin)
  • Gerhard Schick (Bürgerbewegung Finanzwende)
  • Philipp Ruch (Zentrum für Politische Schönheit)
  • Dana Buchzik (Journalistin, Aktivistin und Beraterin zum Thema Umgang mit Hass und Radikaliserung)
  • Ali Can (Sozialaktivist, Autor, u.a. „Hotline für besorgte Bürger“ und #MeTwo, Gründer des VielRespekt-Zentrums in Essen)
  • Lisa Göldner (Kampaignerin bei Greenpeace, Mitinitiatorin der Klimaklage vor dem Bundesverfassungsgericht)
  • Kathrin Henneberger (Politikerin, Aktivistin gegen Waldrodung, Kohleabbau und für Klimawandel)
  • Shai Hoffmann (Schauspieler, Aktivist u.a. für den „Bus der Begegnung“)
  • Cesy Leonard (Aktionskünstlerin, Gründerin der Radikalen Töchter)
  • Orry Mittenmayer (Gewerkschafter, Aktivist, Organisator des Aufstands der Fahrradkuriere (Ride) und der Initiative „Liefern am Limit“)
  • Topuka Ogette (Expertin für Rassismuskritik, Autorin)
  • Margarete Stokowski (Autorin, Kolumnistin, Aktivismus für Feminismus)
  • Anne Wizorek (Publizistin, feministische Aktivistin, Initiative #Aufschrei)
  • Waldemar Zeiler (Unternehmer, Autor, Experte für New Work und Purpose-Ökonomie)
  • Reconquista Internet, eine digitale Bewegung, initiiert durch den Satiriker und Moderator Jan Böhmermann. Heute konzentriert sie sich als forum:neuland auf das Portal Hassmelden.de.

 

Buchtitel Wie kann ich was bewegen
(c) Edition Körber

Wie kann ich was bewegen?
Die Kraft des konstruktiven Aktivismus.

Edition Körber
312 Seiten
18 Euro
ISBN: 978-3-89684-291-6
Auch als E-Book erhältlich.

(Text: Brigitte Muschiol)

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