Keine Frage, der Mythos lebt. Mercedes war und ist ein besonders klangvoller Name unter den Autoherstellern, beinahe ein Synonym für Qualität und Zuverlässigkeit. Insbesondere wer schon in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts (aktiv oder passiv) Auto gefahren ist, schnalzt beim Namen Mercedes mit der Zunge. So war es auch bei unseren Testfahrern, von denen jedoch einige skeptisch wurden, als sie hörten, dass es um die B-Klasse geht. So ein großes Auto!
Um es vorwegzunehmen: Die Skepsis wich am Ende der Begeisterung. Es stimmt, die B-Klasse bietet deutlich mehr Platz als ein Mini- oder die meisten Kompakt-SUV. Das fällt aber kaum ins Gewicht, das Auto lässt sich trotzdem souverän fahren und rangieren. Seine Form hat eher den Vorteil, dass man hinten recht gut erkennen kann, wo es aufhört. Jedenfalls, wenn man ganz nach alter Schule beim Rückwärtsfahren nach hinten schaut. Nötig ist das nicht, denn die Rückfahrkamera liefert ein gutes Bild mit zahlreichen Orientierungslinien auf das große Display in der Mittelkonsole. Zusätzlich signalisieren die Abstandswarner darüber, welche Entfernung man noch zu einem möglichen Hindernis hat.
Mercedestypische Bedienung
Aber alte Gewohnheiten wird man nicht so leicht los. So ging es auch einigen unserer Testpiloten während der Fahrt. Immer wieder fuhr die Hand automatisch in den Mitteltunnel auf der Suche nach dem Wahlhebel für das Automatikgetriebe. Dort ist bei Mercedes B200 aber nichts als gähnende Leere, weil der Wahlhebel hinter dem Lenkrad auf der rechten unteren Seite angebracht ist, ähnlich wie ein Scheibenwischerhebel. Wenn man’s weiß und ein wenig geübt hat, ist die Bedienung denkbar einfach und sogar auch bequemer, weil man nicht umgreifen muss.
Wie bei Mercedes üblich sind die Knöpfe und Schalter zur Sitzeinstellung auch im B200 in der Tür angebracht und nicht etwa am Sitz selbst. Das ist vielleicht für den einen oder anderen ungewohnt, praktisch ist es allemal. Nach einem Fahrerwechsel kann man die erste, grobe Sitzeinstellung nämlich noch vornehmen, während man neben dem Fahrzeug steht. Aber auch wenn man bereits sitzt, sind die Schalter deutlich besser erreichbar, als wenn man sich nach unten beugen muss.
Viel Platz und sehr variabel
Wie bei einem Kompakt-Van zu erwarten, ist die Sitzposition in der B-Klasse leicht erhöht. Man thront darin aber nicht wie in einem großen Van oder SUV. Auch die kleineren Testfahrer aus unserem Team empfanden die Einstiegshöhe als sehr komfortabel. Anders als bei vielen SUV der unteren Klassen bietet die B-Klasse den Mitfahrern im Fond richtig viel Platz. Die Kopffreiheit ist sogar größer als in der S-Klasse. Das reicht nicht nur, um die Enkelkinder abzuholen, sondern auch für eine Urlaubsfahrt mit vier Erwachsenen.
Die dürfen ruhig auch Gepäck mitnehmen, denn mit knapp 500 Litern Volumen steckt der Kofferraum so einiges weg. Bei Bedarf können die Rücksitze entweder nach vorne geschoben oder geklappt werden. Dadurch ergibt sich ein maximales Ladevolumen von über 1,5 m³! Mit so viel Platz und Variabilität ist die B-Klasse alles andere als ein Rentnerauto für zwei. Vielmehr weckt sie die Abenteuerlust und bietet auch die Möglichkeiten dazu: Fahrräder mit ins Auto, Urlaub zu viert, größere Be- oder Entsorgungen usw. Aber auch wer nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, wird das große Raumangebot zu schätzen wissen. Hilfsmittel wie Rollator, Rollstuhl oder ein kleines Elektromobil finden hier bequem Platz.
Gute, aber nicht immer einfache Bedienung
Wie bei den meisten Premium-Herstellern, lässt sich auch die B-Klasse von Mercedes mit jeder Menge Technik ausstatten. Sehr gut gefallen hat uns das ruhige und aufgeräumte Cockpit. Die Anzeigen sind funktional und eindeutig; Blick und Aufmerksamkeit werden nicht durch übermäßige oder überflüssige Informationen abgelenkt. Das bereits erwähnte Display in der Mittelkonsole liefert ein gutes Bild, hat aber leider keinen Touchscreen. Deshalb empfanden einige unserer Tester die Bedienung des Systems als gewöhnungsbedürftig.
Serienmäßig ist die Grundversion der B-Klasse mit dem Kollisionswarnungssystem ‚Collision Prevention Assist‘ und dem Müdigkeitswarner ‚Attention Assist‘ ausgestattet. Weitere Assistenzsysteme sind gegen zum Teil erheblichen Aufpreis erhältlich, entsprechend groß ist die Preisspanne. Los geht’s bei knapp 27.000 Euro, in der höchsten Modellvariante mit Vollausstattung kann man aber auch bei beinahe dem Doppelten landen. Eine Version mit Elektromotor gibt es von der B-Klasse seit diesem Jahr nicht mehr.