Digital Health beschreibt die Verbindung von Medizin und Technologie: Dies reicht telemedizischer Beratung, dem Krankenhausmanagement und der Integrierung medizinischer Sensoren über die elektronische Gesundheitsakte bis hin zu Gesundheitsapps und Fitnesstrackern. Gerade für mobilitätseingeschränkte Menschen hat dieser Markt den Vorteil, dass man sich nicht mehr für alle Angelegenheiten außer Haus begeben muss. Auch die Ansteckungsgefahr, nicht nur zur Coronazeit, entfällt bei den Fernbehandlungen. Andererseits gehen direkte soziale Kontakte zurück.
Mit der mehrheitlichen Übernahme von Medgate und BetterDoc der digitalen Gesundheitsversorgung will jetzt der Otto-Konzern eine große Rolle in diesem Zukunftsmarkt spielen. Die Gründer von Medgate und BetterDoc halten laut Angaben weiterhin eine Minderheitsbeteiligung an der Medgate Holding. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Medgate: Weltweit über 500 Mitarbeitende
Mehr als hundert Ärztinnen und Ärzte beraten und behandeln für Medgate an 365 Tagen rund um die Uhr per App, Telefon, Video und Chat ärztlichen Rat Suchende. Zu den Services gehören laut Angaben die ärztliche Beratung, Bildbefunde, das Ausstellen von Rezepten und Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen sowie Behandlungspläne und Überweisungen an Fachärzte in der Schweiz. Im Mutterland beschäftigt Medgate rund 300 und weltweit über 500 Mitarbeitende. Die digitale Gesundheitsplattform habe bereits rund zehn Millionen Telekommunikationen durchgeführt, heißt es in der Konzernmitteilung.
„Starke Expansion“ in Deutschland angestrebt
Neben ihrem Heimatmarkt Schweiz ist die Medgate seit 2020 auch in Deutschland operativ tätig und beschäftigt hier aktuell 15 Mitarbeitende. Es bestünden Verträge mit zahlreichen namhaften privaten Krankenversicherern sowie Partnerschaften mit weiteren Unternehmen – eine starke Expansion in Deutschland wird angestrebt.
Die BetterDoc GmbH ist im Bereich medizinischer Qualitätsdatenanalyse tätig und im deutschsprachigen Raum (DACH) tätig. Um Patientinnen und Patienten zu den bestmöglichen Ärztinnen und Ärzten zu lotsen, hat das Unternehmen ein datenanalysegestütztes System entwickelt, das „auf der Grundlage medizinischer Qualitätsdaten eine ideale Übereinstimmung” zwischen Patient und Arztperson herstellen soll.
Alexander Birken, CEO der Otto Group: „Wir sehen im Bereich Digital Health großes Potenzial.“ In der Unternehmensmitteilung verweist der Konzern auf Studien, die allein für den deutschen Markt ist im Bereich Digital Health ein Marktvolumen von weit über 50 Milliarden Euro, für Europa von über 230 Milliarden Euro bis 2026 zu erwarten (Studie Statista „Digital Health“, 2020). Gleichzeitig liege Deutschland im internationalen Vergleich der Digitalisierung der Gesundheitssysteme von 17 untersuchten Ländern auf dem vorletzten Platz (Digital-Health-Index der Bertelsmann-Stiftung).