Vom Hartz IV-Empfänger zum Trainerstar

Wie Boris Grundl zurück in ein erfolgreiches Leben fand

Nach einem Klippensprung in Mexiko ist der ehemalige Leistungssportler Boris Grundl plötzlich hochgelähmt auf den Rollstuhl und auf staatliche Unterstützung angewiesen. Er schafft es aus eigener Kraft, sich wieder in ein erfolgreiches Leben zu katapultieren.
© Wolfgang List
Boris Grundl
„In der Krise muss man sich neu erfinden“

Wer Boris Grundl bei seinen Motivationsvorträgen auf der Bühne erlebt, versteht, warum er sein Publikum mühelos in den Bann zieht: Die Zuhörer spüren intuitiv, dass da jemand spricht, der von starken persönlichen Erfahrungen und Überzeugungen geleitet ist. Einer, der seinem Publikum eine Botschaft mitgeben will, die man so auf den Punkt bringen kann: „Nimm Dein Leben in Deine Hände und gestalte es nach Deinen Vorstellungen!“

„Eigenverantwortlichkeit zu leben ist ein Abenteuer“, sagt Boris Grundl, der im Rollstuhl sitzt und zu 90 Prozent gelähmt ist. Mit seinen Vorträgen und Büchern will er Menschen inspirieren, es zu wagen. Er hilft ihnen, ihre Glaubenssätze zu hinterfragen und sich mit offenem Geist auf neue Sichtweisen einzulassen. So können sie einen besseren Weg finden, mit ihren persönlichen und beruflichen Herausforderungen umzugehen. „Ich erlebe immer wieder, wie Menschen auf diese Weise ihr Potenzial entwickeln und ihr Leben selbst-bestimmter und freier führen als zuvor“, sagt er 53-Jährige. „Das erfüllt mich mit Glück.“

Unternehmer mit Überzeugungskraft

Boris Grundl ist alles andere als ein weltferner Guru. Ganz im Gegenteil: Er ist erfolgreicher Unternehmer und Gründer des ‚Grundl Leadership Institut‘ im baden-württembergischen Trossingen. Zu seinen Kunden gehören namhafte Unternehmen, die ihre Führungskräfte fit für die immer schneller werdenden Veränderungen im Markt machen wollen.

Als Führungskräftecoach und Vortragsredner ist Boris Grundl europaweit gefragt. Wer seine Bücher liest, kann nachvollziehen, wie der Autor am Tiefpunkt seines Lebens durch Transformation wieder neue Höhen erklimmen und berufliches wie privates Glück finden konnte.

Die Intuition als Wegweiser erkannt

© Boris Grundl privat

1990 ist Boris Grundl Mitte 20 und auf der Sonnenseite des Lebens zu Hause. Der Sportstudent spielt halbprofessionell Tennis, arbeitet als Trainer und lässt nichts aus, was Spaß bringt. Tennis, Tauchen, Skispringen, Fallschirmspringen, Partys, Reisen – Boris Grundl will es wissen. Auch im Dezember 1990, als er im Urlaub mit einem Freund ins mexikanische Puerto Vallarta fährt. Er sieht den einheimischen Klippenspringern zu und will es ihnen gleichtun.

Er ist vernünftig genug, nicht gleich aus voller Höhe zu springen. Dann entschließt er sich doch, den großen Sprung zu wagen. Die warnende innere Stimme beschwichtigt er: Ängste sind dazu da, überwunden zu werden. „Damals hielt ich mich für unverwundbar,“ sagt Boris Grundl. „Heute ist meine Intuition ein wichtiger Wegweiser.“ Sein Freund zieht ihn aus dem Wasser. Boris Grundl sagt: „Ich wusste innerhalb von Sekunden, dass ich ab jetzt mein Leben im Rollstuhl verbringen werde.“ In der Klinik bekommt er die Diagnose: Querschnittlähmung. Die Wirbelsäule zwischen dem sechsten und siebten Halswirbel ist gebrochen, die Muskulatur zu 90 Prozent gelähmt. Das unbeschwerte Leben, die vielversprechende Karriere als Tennisass, die Vorstellungen von der Zukunft waren von jetzt auf gleich vorbei.

Ein beweglicher Daumen eröffnet eine neue Freiheit

Nach einer Notoperation zurück in Stuttgart, durchlebt Boris Grundl monatelang ein ganzes Spektrum heftiger Gefühle: Angst, Ohnmacht, Verzweiflung, Panik, Einsamkeit. Der Durchbruch kommt nach einer scheinbar unspektakulären Operation. Als er danach seinen rechten Daumen wieder bewegen kann, begreift er allmählich, welcher Schritt in die Selbstständigkeit jetzt möglich war: „Ich konnte eine Taste drücken, eine Buchseite umblättern, einen Löffel halten“, erinnert sich Boris Grundl. Später kommt sogar noch etwas von der Muskelkraft in den Fingern zurück. Dankbarkeit.

Dieses Ereignis leitet einen Perspektivwechsel ein. Boris Grundl besinnt sich auf seine verbliebenen Ressourcen: ein klar denkender Kopf, zehn Prozent Restmuskulatur, ein starker Wille und die Bereitschaft, sich gegenüber sehr ehrlich zu sein.

Ein inneres Bild als Kraftquelle für die Zukunft

Auf die Frage nach dem Sinn in seinem Leben fand er zum eigenen Erstaunen schnell eine Antwort: „Ich stellte mir vor, mit meinem Leben ein Beispiel zu geben, was alles in uns steckt. Besser und wahrhaftiger als bisher.“ Dieses Bild habe ihm die Kraft zum Durchhalten gegeben. Mit der Disziplin des ehemaligen Spitzensportlers baut er seine verbliebene Muskulatur wieder auf, erlangt die Kontrolle über seine verbliebenen zehn Prozent seines Körpers  zurück und gewinnt psychische Stabilität. Gleichzeitig lernt er, seinen Rollstuhl zu beherrschen.

Durch den Unfall auf staatliche Hilfe angewiesen, verblüfft er die Sachbearbeiter des Sozialamts mit seinen Vorstellungen, wie es weitergehen soll. Er schließt sein Sportstudium ab und greift zu, als ihm ein Medizinproduktehersteller einen Job als Produktmanager anbietet. Nach einiger Zeit wechselt er als Marketing- und Vertriebsdirektor zu einer irischen Firma mit Sitz in Dublin.

Jahre später macht er sich selbstständig und wird erfolgreicher als er sich selbst hätte träumen lassen. Denn beim Machen lernt er sich besser kennen, entdeckt und entwickelt neue Fähigkeiten. Und Boris Grundl hat von James Bond gelernt: „Wenn etwas nicht gleich klappt, dann machen Sie es wie der Agent Ihrer Majestät – 007: Sagen Sie niemals nie, sondern nur: noch nicht oder so nicht.“
Wer mehr über Boris Grundl erfahren will, schaut unter www.borisgrundl.de

 
5 Tipps von Boris Grundl

  1. In der Krise muss man sich neu erfinden.
  2. Konzentriere Dich auf das, was da ist.
  3. Nutz’ die Chance jetzt, egal, was in 20 Jahren ist!
  4. Verzichte auf Perfektion. Sie schränkt uns ein.

5. Wettbewerb ist nichts anderes als (persönliche) Entwicklungshilfe.

(Text: Brigitte Muschiol)

Boris Grundl
© Wolfgang List
„In der Krise muss man sich neu erfinden“