Fidi Baum: der rappende Inklusionsbotschafter

Als Graf Fidi gehört Fidi Baum der Berliner Rap-Szene an. Er arbeitet daran, dass wir Inklusion vergessen können. Weil sie Realität geworden ist.

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Hans-Friedrich (Fidi) Baum lebt mit Cerebralparese. Seine Fachhochschule hat er nach einem tausendfach angeklickten Rap-Video über einen rollstuhlgerechten Zugang um einen Fahrstuhl bereichert. Heute arbeitet Fidi als Sozialarbeiter und ist freiberuflich mit seiner Musik als Frontmann in Sachen Inklusion unterwegs.
© Andi Weiland / www.gesellschaftsbilder.de
Graf Fidi
Fidi Baum alias Graf Fidi ist diplomierter Sozialpädagoge und arbeitet im Berliner Jugend- und Familienzentrum JeverNeun. Als freiberuflicher Singer, Songwriter, Rap-Musiker mit eigenem Tonstudio macht er Musik für Inklusion, gegen Ausgrenzung und Denkschubladen. An der rechten Hand hat er nur einen Finger, einst eine Art Markenzeichen. Geblieben ist sein Lebensmotto: Ich mach das mit links.

MOBITIPP: Du bist derzeit Inklusionsbotschafter der Aktion Mensch und des ISL e.V. Was willst Du erreichen?

Fidi Baum: Mit den beiden Organisationen erreiche ich noch mehr Menschen als im Alleingang. Aber ich habe mich schon zuvor als Singer, Songwriter und Rap-Musiker  für Inklusion eingesetzt und werde das auch nach Ablauf der Förderung tun.
Ein Phänomen ist, dass fast jeder Mensch unter Inklusion etwas anderes versteht. Viele denken, das hat nur mit Menschen mit Behinderung zu tun. Dabei ist das nur ein Aspekt. So gesehen, sind wir noch am Anfang eines langen Weges. Aber es sind auch schon sehr gute Ansätze zu erkennen. Ich versuche, meinen kleinen Teil dazu beizutragen.

MOBITIPP: Wie denn?

Fidi Baum: Bisher habe ich oft zu global gedacht: Ich muss ein Musikprojekt auf die Beine stellen, einen Workshop gestalten oder eine Podiumsdiskussion moderieren, die etwas ganz Großes ins Rollen bringt. Das führte oft zu Enttäuschung, weil nicht alles so schnell geht, wie ich mir das wünsche.
Heute erzähle ich den Menschen um mich ein bisschen von dem, was ich so mache. Solche Unterhaltungen schaffen ein Bewusstsein für unsere Themenvielfalt. Ich hoffe, dass sich daraus allmählich ein Mitdenken ergibt und letztlich ein Umdenken stattfindet.

MOBITIPP: Damit es keine getrennten Welten mehr gibt?

Fidi Baum: Ja, genau. Die allermeisten Menschen mit einer Behinderung haben diese erst im Laufe ihres Lebens erworben. Durch einen Unfall, eine Erbkrankheit oder mit dem Alter. Das wissen viele gar nicht. Daher kommt auch die Einteilung in „wir“ und „ihr da“.

MOBITIPP: Wie kannst Du mit Deiner Musik Brücken schlagen?

Fidi Baum: Nur ein Beispiel: Kürzlich hatte ich einen Auftritt bei einem Träger, der sich um die Pflege älterer Menschen kümmert. Bei dem Event haben Auszubildende ihre Zeugnisse bekommen. Auf Wunsch des Veranstalters habe ich ein Lied performed, wie sehr ich meinen Rollstuhl mag. Damit wollte man den jungen Pflegekräften einen Anstoß geben, den Rollstuhl in einem anderen Licht zu sehen.
Viele assoziieren ihn mit Alter, Gebrechlichkeit und zeitraubendem Handling. Dabei ist er eine Hilfe für viele, die sonst nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen könnten.

MOBITIPP: Welche Projekte stehen 2018 an?

Fidi Baum: Anfang 2018 soll mein neues Album erscheinen, das gerade in der Produktion ist. Da fängt das neue Jahr schon mal mit Freude auf ein echtes Highlight an.

Mehr zu Graf Fidi gibt’s hier: www.graffidi.de
Seine Musik gibt’s hier auf die Ohren: www.youtube.com/user/fidione

(Text: Brigitte Muschiol)

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Fidi Baum alias Graf Fidi ist diplomierter Sozialpädagoge und arbeitet im Berliner Jugend- und Familienzentrum JeverNeun. Als freiberuflicher Singer, Songwriter, Rap-Musiker mit eigenem Tonstudio macht er Musik für Inklusion, gegen Ausgrenzung und Denkschubladen. An der rechten Hand hat er nur einen Finger, einst eine Art Markenzeichen. Geblieben ist sein Lebensmotto: Ich mach das mit links.