Zuverlässig, flexibel, alltagstauglich und im Ernstfall inmitten eines weitverzweigten Netzes an VW-Vertragswerkstätten im Hintergrund − dafür standen vier Generationen des VW Caddy mit ihren zahlreichen Varianten. Trotz zunehmender Konkurrenz konnte sich der Allrounder mit seinen handfesten Qualitätsmerkmalen immer noch gut behaupten. Jetzt muss Volkswagen mit dem VW Caddy V und VW Caddy Maxi V überzeugen. Laut des Automobilherstellers ist die Neuauflage des Klassikers komplett neu gedacht und gebaut worden. Die Erwartungen von Händlern und Endkunden sind hoch.
Eine erste Feuertaufe haben die Neulinge bereits bestanden: Ende Oktober 2020, wenige Wochen vor der geplanten Auslieferung an die Endkunden, hatte Volkswagen Vertretern der Publikumspresse, Bloggern und TV-Teams aus vielen Ländern in München zahlreiche Caddy-Modelle mit unterschiedlichen Motor- und Getriebevarianten für einen Praxistest zur Verfügung gestellt. Das Presseecho kann sich sehen lassen: stern.de, die Online-Plattform des Stern-Magazins, empfand den neuen Caddy als „praktischer denn je und im Inneren mittlerweile fast auf Golf-Niveau“. Andere Medienvertreter bescheinigten ihrem Testfahrzeug ein „angenehmes und straffes Fahrverhalten“.
Andere Bauweise ermöglicht neue Ansätze bei der Konzeption
Bei diesen und anderen Punkten profitiert die neue Caddy-Generation von der Produktionsplattform Modularer Querbau-Kasten (MQB), auf der etwa der Golf 8 basiert. Die neue Bauweise lässt innen und außen ganz andere Möglichkeiten zu, die das solide Fahrzeug trotz der vertrauten Anmutung bei der Karosserie in die Jetzt-Zeit katapultieren. Allein das digitale Cockpit und die reiche Auswahl an Digitalsystemen dürfte die Caddy-Fangemeinde in Spannung versetzen.
Wer regelmäßig Rollstuhlfahrer befördert, dürfte sich vor allem dafür interessieren, ob die Designer und Produktionsexperten bei der Neukonzeption ihre Anforderungen mitberücksichtigt haben und weiterhin eine rollstuhlgerechte Umrüstung möglich ist. Immerhin ist zumindest der Caddy Maxi V in der Neuauflage etwas kleiner beziehungsweise flacher und kürzer geworden. Beim Grundfahrzeug fehlen hier in der Länge insgesamt sogar zehn Zentimeter gegenüber seinem Vorgänger Caddy Maxi IV. Wer weiß, dass jeder Zentimeter weniger Fahrzeugumrüster vor enorme Herausforderungen stellt, ist zurecht gespannt, mit welchen Lösungen die Umbauspezialisten für Aktiv- und Passivfahrer bei der aktuellen Caddy-Generation aufwarten werden.
Caddy Maxi V: Heckausschnitt mit Originaltank
Der Umrüster AMF-Bruns war einer der ersten Fachbetriebe, denen Volkswagen den neuen Caddy in der Kurz- und Langversion noch vor der offiziellen Markteinführung zum rollstuhlgerechten Umbau überließ. Der Betrieb im niedersächsischen Apen ist Premium-Partner von Volkswagen Nutzfahrzeuge und nach eigenen Angaben europäischer Marktführer für rollstuhlgerechte Fahrzeugumbauten im Passivfahrerbereich. Rund 4.000 Fahrzeuge, davon bis zu 900 VW Caddys vor allem in der Maxi-Version, baut AMF-Bruns im Jahr vor Ort um. Alle Ein- und Umbauten stammen dabei aus eigener Entwicklung und Produktion.
Kunden sind zum Beispiel Privatleute, die ein Familienmitglied im Caddy befördern wollen, vor allem aber Fahr- und Pflegedienste, soziale Organisationen und Vereine, Taxibetriebe und Mietwagenunternehmen. Mit dieser Erfahrung im Hintergrund entwickelten die Spezialisten von AMF-Bruns innerhalb weniger Wochen einen Heckausschnitt, mit dem der Caddy Maxi V schon ab Verkaufsstart 2020/21 als rollstuhlgerechtes Fahrzeug zur Verfügung stehen kann.
Maximale Sicherheit für den Rollstuhlfahrer
Der Heckausschnitt für die Langversion zeichnet sich durch eine sehr großzügige und trotzdem flache Rollstuhlwanne aus. Er hat eine Länge von 1.500 Millimeter, obwohl das Fahrzeug in Summe zehn Zentimeter kürzer ist. Gleichzeitig liegt die Einfahrtshöhe bei 1.450 Millimetern und die Breite bei 815 Millimetern. Die Lösung dahinter: Der Heckausschnitt läuft bis vorne hin, was ansonsten sehr selten praktiziert werden kann. Damit ist es den Spezialisten gelungen, den Rollstuhlausschnitt wie beim Vorgänger Caddy Maxi IV zu erhalten, was ein erklärtes Ziel war. Der Originaltank blieb erhalten. Deshalb können die Fahrer das volle Tankvolumen nutzen und die Tankanzeige entspricht dem tatsächlichen Füllstand.
Beim Umbau kommt die neue EasyFlex-Rampe aus eigener Entwicklung von AMF Bruns zum Einsatz. Damit lässt sich die Rampe nach Angaben des Unternehmens kinderleicht und einfach mit einer Hand bedienen. Die Originalbank in der zweiten Sitzreihe kann mit all ihren Funktionen beibehalten werden. In der dritten Sitzreihe können zwei zusätzliche Dreh-Klappsitze eingebaut werden. Sie verwandeln den Caddy Maxi V in einen 6-Sitzer, wenn kein Rollstuhl transportiert wird. Die werksseitige Lösung als 7-Sitzer ist dann nicht mehr möglich. Der Heckausschnitt lässt sich abdecken – das Fahrzeug ist damit problemlos bis zum nächsten Rollstuhleinsatz rückgebaut. Gesichert werden Rollstuhl und Insassen durch das Protektor 2.0 Personen- und Rückhaltesystem sowie durch die optionale Kopf- und Rückenstütze FutureSafe.
Beim Caddy V, der nicht ganz so schnell zur Verfügung stand wie die Maxi-Version, kann der Originaltank nicht erhalten werden. Beide Heckausschnitte, sowohl für den Caddy V als auch für den Caddy Maxi V sind DIN-gerecht, crashgeprüft und verfügen über eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Herstellers.