„Aufwärtstrend im barrierefreien Tourismus in Deutschland“

10 Jahre AG Barrierefreie Reiseziele in Deutschland - von sechs auf zehn Mitglieder angewachsen

Strandrollstühle mit dicken Ballonreifen, Tandemtouren für blinde Radfahrer und Führungen in Gebärdensprache: Es hat sich hierzulande viel getan im barrierefreien Tourismus. Einer der Vorreiter ist die 2008 gebildete Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland (AG). Zu deren Meilensteinen zählen barrierefreie Zugänge zu den Seen und zum Meer im Lausitzer, Ruppiner und im Fränkischen Seenland sowie in Rostock und Ostfriesland.
© Fränkisches Seenland
Barrierefreie Reiseziele in Deutschland
Urlaubsfreuden: Barrierefreie Zugänge und Schifffahrt am Großen Brombachsee im Fränkischen Seenland.

Immer mehr Reiseregionen in Deutschland entwickeln Angebote Menschen mit Behinderungen, Senioren oder Familien mit kleinen Kindern. Diese Entwicklung hat die AG Barrierefreie Reiseziele in Deutschland mit angeschoben. Laut Mitteilung hat sie in den letzten zehn Jahren zum Beispiel einen gemeinsamen Internetauftritt geschaffen sowie eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und mit der Deutschen Zentrale für Tourismus realisiert. Übergreifende Marketingaktivitäten und ein gewachsenes Netzwerk mit anderen Städten und Regionen gehören heute zu den Stärken der AG.

Zu den Gründungsmitgliedern – die Stadt Erfurt, die Insel Langeoog und die Regionen Eifel, Fränkisches Seenland, Ruppiner Seenland und Sächsische Schweiz – sind die Städte Rostock und Magdeburg sowie die Regionen Lausitzer Seenland und Südliche Weinstraße hinzugekommen. Dem Gründungsmitglied Insel Langeoog folgte die ganze Region Ostfriesland.

Einst Sonderthema – heute begehrte Zielgruppe

Wie sehr der barrierefreie Tourismus noch vor rund zehn Jahren in den Kinderschuhen steckte, zeigt eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums aus dieser Zeit, für die laut Mitteilung auch die Gründungsmitglieder befragt worden seien. Die Autoren kommen darin zum Schluss, dass „barrierefreier Tourismus für Alle häufig immer noch als Sonderthema im Sinne eines ‚Behindertentourismus‘ mit dem Schwerpunkt ‚Rollstuhlfahrer‘ angebotsseitig entwickelt und vermarktet wird“. Es fehle an „strategischem ‚Know-how-Transfer‘, der es ermöglichen könnte, überregional oder sogar international von Erfahrungen anderer Destinationen zu profitieren.“ Das hat sich inzwischen deutlich geändert.

Systematische Ausbau touristischer Infrastruktur

Zu den Meilensteinen der Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland zählen barrierefreie Zugänge zu den Seen und zum Meer im Lausitzer, Ruppiner und im Fränkischen Seenland sowie in Rostock und Ostfriesland. Auf den barrierefreien Ausbau von Museen und Sehenswürdigkeiten sowie die Broschüren „Reiseplaner – Erfurt erlebbar für alle“ und „otto für alle“ mit barrierefreien Tourismusangeboten sind Erfurt und Magdeburg stolz. Die Eifel konnte den barrierefreien Naturerlebnisraum Wilder Kermeter und den Naturerkundungspfad Wilder Weg realisieren, die Sächsische Schweiz ihr Angebot an barrierefreien Unterkünften ausbauen und die Südliche Weinstraße das Projekt „Pfälzer Feste für Alle“ umsetzen.

Für das laufende Jahr planen die Mitglieder die barrierefreie touristische Infrastruktur weiter auszubauen, zum Beispiel mit der Zertifizierung nach dem Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“. Der Tourismusverband Fränkisches Seenland hat sein Jahresthema unter das Motto „Barrierefreies Seenland“ gestellt. Ostfriesland trifft Vorbereitungen zur Zertifizierung als barrierefreie Reiseregion. Pläne für die nahe Zukunft liegen auch auf dem Tisch, unter anderem der Ausbau barrierefreier Wander- und Radwege, die Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs sowie die Vernetzung der Angebote.

Weitere Mitglieder sind willkommen

„Wir wünschen uns, dass es im Tourismus selbstverständlich wird, an Menschen mit Behinderungen, Senioren und Familien mit kleinen Kindern zu denken, eben an ‚Reisen für Alle‘, sagt Dr. Carmen Hildebrandt, Sprecherin der AG und Geschäftsführerin der Erfurt Tourismus und Marketing GmbH. „Über neue Mitglieder freuen wir uns.“

Ausführliche Informationen zu diesem Thema gibt’s in der November-Ausgabe des MOBITIPP „Mobil mit Handicap“. Wir freuen uns schon jetzt über Anregungen und Tipps: info@mobitipp.de oder 02174.7328034.

(Text: Brigitte Muschiol)

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