EU-Wahl: Menschen mit Behinderung befürchten Bedeutungsverlust

Eine aktuelle Umfrage der Aktion Mensch zeigt: Knapp 80 Prozent der Menschen mit Behinderung sorgen sich, dass Inklusion eher Luxus denn politisches Top-Thema wird.

Am 9. Juni 2024 entscheiden die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands darüber, wer sie künftig im Europäischen Parlament vertreten soll. Welche Gedanken und Sorgen Menschen mit Behinderung im Vorfeld der Wahl bewegen, zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Online-Umfrage der Aktion Mensch.
Eine Frau im Rollstuhl steht auf einem U-Bahn-Bahnsteig
© Ayse Tasci / Aktion Mensch
Befragte sehen akuten Handlungsbedarf bei europaweiter Barrierefreiheit im ÖPNV

Knapp 80 Prozent der Befragten befürchten laut Mitteilung der Förderorganisation Aktion Mensch, dass Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung mehr und mehr als „Luxusthemen“ betrachtet werden. Damit gehe bei knapp drei Vierteln der Befragten die Sorge einher, dass Inklusion den zur Wahl stehenden Parteien immer unwichtiger erscheinen wird.

Weitere 66 Prozent fürchten demnach außerdem, „dass ihre Belange von den politischen Vertreterinnen und Vertreter des Europäischen Parlaments zukünftig weniger mitgedacht werden“. Befragt wurden 332 Mitglieder der sogenannten Teilhabe-Community – laut Angaben das erste Umfrage-Panel im deutschsprachigen Raum, das ausschließlich aus Menschen mit Behinderung besteht.

Gewünschte Top-Handlungsfelder

Als Themen, für die sich das zukünftige Europarlament bevorzugt stark machen sollte, nannten die Befragungsteilnehmer folgende drei Handlungsfelder:

  • Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr (rund 24 Prozent)
  • Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Behinderung (rund 22 Prozent)
  • Förderung von selbstbestimmten Wohn- und Lebensformen (rund 17 Prozent)

Hohe Wahlbeteiligung zu erwarten

Aus der Umfrage wird deutlich, dass rund 91 Prozent der befragten Personen beabsichtigen, bei der kommenden Europawahl von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen. „Dabei gilt: Jede Stimme für Inklusion und Selbstbestimmung ist gleichzeitig auch eine Stimme gegen Entwicklungen, die die Rechte von Menschen mit Behinderung infrage stellen oder einschränken,“ betont eine Sprecherin der Aktion Mensch.

Online-Spezial Europawahl

Unter www.aktion-mensch.de/europawahl2024 können sich interessierte Wählerinnen du Wähler darüber informieren, wie sich die derzeit bereits im Europaparlament vertretenen Parteien zu Inklusion positionieren und welchen Stellenwert sie teilhabepolitischen Themen mit Blick auf die kommenden fünf Jahre zuschreiben. Für das Online-Spezial wurden laut Angaben alle 14 Parteien angefragt, die aktuell bereits im Europäischen Parlament vertreten sind. Eine Rückmeldung von drei Parteien sei ausgeblieben.

Hintergrund

Für die Umfrage zur Europawahl hat die Aktion Mensch gemeinsam mit dem Sozialforschungsinstitut Ipsos bundesweit 332 Menschen mit Beeinträchtigung ab 16 Jahren repräsentativ online befragt.

(Text: Brigitte Muschiol)

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