MOBITIPP: Wie kam es, dass Sie sich so intensiv mit Prothesendesign befassen?
Frank Purk: Als Orthopädietechniker habe ich jahrelang Prothesen in allen Formen gebaut. Da ich schon immer alles bunter machen wollte und gerne modelliere, habe ich vor ein paar Jahren fantasievolle Kosmetiken ausprobiert – mit dem Logo von Fußballvereinen, den Comic-Helden von Kindern, wilden Feuern und dem berühmten Haifischmaul. Gleichzeitig habe ich mich immer intensiver mit dem psychologischen Hintergrund von Hilfsmitteldesign auseinandergesetzt. Daraufhin wurde ich zu Vorträgen auf Messen eingeladen. So fing es an.
Bis vor wenigen Jahren waren Beinprothesen fast immer Hautfarben oder Weiß. Das hat sich inzwischen geändert. Es ist unbestritten, dass das Hilfsmitteldesign ebenso wie die Passform einen positiven Effekt auf den Behandlungserfolg und auf das Selbstwertgefühl des Trägers haben kann.
2013 habe ich dann einen Onlineshop mit Materialien und standardisierten Designs für Orthopädietechniker gestartet, die damit deren Kunden glücklich machen wollen. Aber wir machen nach wie vor auch individuelle Auftragsdesigns.
MOBITIPP: Wer sind Ihre Kunden?
Frank Purk: Den größten Teil der Prothesen- und Orthesenkosmetik fertigen wir für Kinder und Jugendliche an. Sie profitieren am meisten von Hilfsmitteln mit fröhlichen Designs. Auch, weil andere Kinder darauf positiv reagieren. Die meisten Hilfsmittel aus unserer Werkstatt sehen wie Spielzeug aus.
Bei Erwachsenen wird oft automatisch angenommen, dass diese nur im Mittelpunkt stehen wollen. Dabei wollen sie nur ihre Behinderung nicht verstecken müssen. Die Leute gucken ohnehin. So ist für beide Seiten ein unverkrampfterer Umgang mit der Behinderung möglich.
MOBITIPP: Wie sieht es bei Prothesenträgern im fortgeschrittenen Alter aus?
Frank Purk: Aktuell arbeiten wir an Designserien für eine ältere Klientel. Da sind natürlich keine wilden Motive gefragt, sondern eher feine Pastelltöne. Wer aber mit 70 Jahren eine Harley auf dem Bein haben will, bekommt die auch.
MOBITIPP: Was ist die größte Herausforderung beim Design?
Frank Purk: Das Design ist eher die Kirsche auf der Torte. Die größte Herausforderung bleibt die perfekte Passform der Hilfsmittel. Das Spannendste ist, Menschen mit Amputationen auf ihrem Weg zu begleiten. Manche kenne ich mehr als 15 Jahre. Da erfährt man viel über ihr Leben und über den psychologischen Effekt, den gute Prothetik und Orthetik haben. Das macht es aus! Ich habe einfach Glück gehabt, dass ich mir als 16-Jähriger schon den richtigen Beruf ausgesucht habe!