MOBITIPP: Wie kommt es, dass Sie als Rheinland-Pfälzer Anhänger von Eintracht Frankfurt geworden sind?
Marco Simon: Schon mein Vater war Eintracht-Fan. Als Siebenjähriger war ich zum ersten Mal mit ihm im Stadion. Die ganze Stimmung, die Vorfreude auf das Spiel, der typische Duft von den Holzkohlegrills, die Fangesänge und der Jubel bei guten Szenen und Toren haben mich sofort gepackt. Sportlich stimmt es auch.
Meinen Sohn Pascal wollten die vielen Bayern Fans in unserer Verwandtschaft auch zum Bayern-Fan machen, aber ich habe ihn davon überzeugen können, dass die Eintracht die bessere Wahl ist. Das hat dann ja auch geklappt. Heute ist er 22 Jahre alt und hat eine Dauerkarte für Eintracht Frankfurt.
MOBITIPP: Fährt die ganze Familie zu den Spielen?
Marco Simon: Ich habe seit drei Jahren eine Dauerkarte für das Stadion. Da kann ich kostenfrei eine Begleitperson mitnehmen. Weil ich inzwischen auf eine Begleitperson angewiesen bin, kommen mal meine Frau Daniela, mein Sohn oder ein Freund mit. Auch der elfjährige Sohn meiner Schwester freut sich immer, wenn ich ihn mal mit ins Stadion nehme. Ich kann schon sagen: Familie Simon steht geschlossen hinter der Eintracht.
MOBITIPP: Warum nehmen Sie die Fahrten ins Stadion auf sich, obwohl das doch anstrengend für Sie ist?
Marco Simon: Mobil zu bleiben und mit anderen Menschen etwas zu unternehmen ist mir wichtig. Man wird ja kein anderer Mensch, nur weil man im Rollstuhl sitzt. Allerdings habe ich nicht mehr die Kraft, den Rollstuhl auf längeren Strecken oder an Steigungen manuell anzutreiben.
Weil es für meine Frau auch zunehmend anstrengend wird, mich im Rollstuhl zu schieben, habe ich dieses Jahr auf der Rehacare in Düsseldorf bei Kadomo das Triride-Zuggerät ausgiebig getestet und gleich angeschafft. Das Triride ist wendig und leistungsstark. Man kann es einfach zerlegen und problemlos im Kofferraum verstauen. Perfekt im Alltag und im Urlaub. Der Radius für gemeinsame Unternehmungen ist dadurch deutlich größer geworden.
MOBITIPP: Wie mobil müssen Sie beruflich sein?
Marco Simon: Ich war immer berufstätig und viel außer Haus. Jetzt arbeite ich schon seit gut 13 Jahren als Beamter in der Verwaltung der Bundeswehr in Koblenz, wo ich einen PC- Arbeitsplatz habe. Drei Tage in der Woche arbeite ich im Home Office von zu Hause aus, zwei Tage bin ich vor Ort in Koblenz.
MOBITIPP: Wie kommen Sie dort hin? Können Sie noch selbst Auto fahren?
Marco Simon: Ja, ich fahre mit meinem eigenen PKW. Ein ganz normaler Nissan X-Trail Automatik.
MOBITIPP: Und ins Stadion geht’s natürlich im Fan-Outfit, oder?
Marco Simon: Ja klar, mit Jacke, Fanschal, Basecap und allem, was dazugehört! Sogar mein Triride in schwarz und rot passt perfekt dazu. Mit ihm fahre ich vom Parkplatz bis ins Stadion und bin dadurch viel unabhängiger. Weil der Triride so kompakt ist, komme ich auch in Menschenmengen gut mit ihm zurecht. Und durch seine enorme Wendigkeit komme ich überall bequem hin. Die anderen Fans staunen manchmal nicht nur über dieses Hilfsmittel, sondern auch darüber, dass es das sogar in den Vereinsfarben gibt.
MOBITIPP: Ist es nicht stressig im Rollstuhl ins Stadion zu fahren?
Marco Simon: Das ist es. Da würde ich mir schon mehr Rücksicht von den Fußgängern wünschen. Immer wieder geht jemand unerwartet einen Schritt nach hinten, bleibt einfach ohne ersichtlichen Grund vor mir stehen oder läuft mir völlig überraschend vor meinem Rollstuhl. Andere sind so mit ihrem Smartphone beschäftigt, dass sie ihre Umwelt gar nicht mehr wahrnehmen. Aber das ist im Trubel überall so und nicht nur im Fußballstadion.
Im Stadion sind wir Rollstuhlfahrer aber bei Eintracht Frankfurt sehr gut aufgehoben. Ich glaube, es gibt 110 Plätze für uns. Toll ist, dass auch die Begleitpersonen direkt bei uns sitzen können. Das ist nicht in allen Stadien möglich.
MOBITIPP: Wie geht denn der Verein mit seinen behinderten Fans um?
Marco Simon: Wir gehören wirklich dazu und werden mit Respekt behandelt. Die Behindertenfanbetreuung bei Eintracht Frankfurt und auch der Vorstand haben immer ein offenes Ohr für uns.
Clemens Schäfer, unser Fanbetreuer, informiert uns zum Beispiel per Mail, wenn bei Heimspielen Karten zurückgegeben werden. Über das Eintracht-Frankfurt-Internetforum habe ich schon zwei Treffen zwischen Usern des vereinseigenen Forums und dem Vorstandsmitglied Axel Hellmann organisiert. Er hat den ganzen Abend unsere Fragen beantwortet und sich für unsere Meinung interessiert. Beim letzten Treffen im August war sogar Fredi Bobic dabei. Bei der Eintracht läuft noch vieles persönlicher und weniger förmlich als anderswo ab.
MOBITIPP: Kommen Sie auch mit Spielern ins Gespräch?
Marco Simon: Einen persönlichen Kontakt habe ich nicht. Aber wenn man zum Beispiel einem Spieler begegnet, ist es immer nett und herzlich. Als ich zufällig Timothy Chandler getroffen habe, habe ich ein Foto von uns gemacht. Mit Danny da Costa habe ich mich mal am Rande des Trainings länger unterhalten. Zur Begrüßung gab es einen Handschlag. Das ist alles noch sehr menschlich im Verein. Eintracht Frankfurt organisiert auch jedes Jahr eine Weihnachtsfeier für die Fanclubs. Dort sind dann auch alle Spieler, Trainer und Funktionäre anwesend und nehmen sich Zeit für die Fans.
MOBITIPP: Was sind für Sie die Highlights als Fan?
Marco Simon: Das Beste ist natürlich, wenn die Eintracht im Endspiel um den DFB-Pokal steht. Für den FC Bayern ist das sicher nichts Besonderes. Aber für uns ist das eher selten. Umso schöner ist es, wenn es dann klappt. Dann ist es Ehrensache, dabei zu sein! Aktuelle Highlights sind insbesondere die Heimspiele in der Europa League, mit fantastischen Choreographien und einer unglaublich tollen Stimmung. Und wer weiß – vielleicht schaffen wir es ja auch dort bis ins Endspiel!