„Reisegruppe Niemand” startet zur Inklusions-Tournee

25 Jahre Benachteiligungsverbot im Grundgesetz: Aus diesem Anlass brechen am 12. November Aktivisten des UNgehindert-Netzwerks zu einer aktionsreichen Bahnreise auf.

Fünf Menschen, 76 Stunden, 16 Landeshauptstädte, 348 Haltestellen: Das sind Eckdaten einer ungewöhnlichen Zugfahrt, die die „Reisegruppe Niemand” am 12. November im Berliner Hauptbahnhof antritt. Sie will damit auf das Benachteiligungsverbot für behinderte Menschen im Grundgesetz Artikel 3 Absatz 3 aufmerksam machen, das vor 25 Jahren Inkraft getreten ist. Unterwegs will die Gruppe Erfahrungen behinderter Menschen einsammeln.
© UNgehindert e.V. i.G.
Reisegruppe Niemand
Die „Reisegruppe Niemand” mit ihrem Reiseplan beim Fototermin im Leipziger Hauptbahnhof (v.l.): Aytekin Demirbas, Carola Szymanowicz, Rolf Allerdissen, Tomas Szymanowicz, Markus Ertl.

Im Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes steht: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.” Dieser Satz wurde nachträglich ergänzt und ist am 15. November 1994 in Kraft getreten. „Was vor 25 Jahren noch als Etappensieg auf dem Weg zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen angesehen wurde, etablierte sich bis heute eher als geduldiger Papiertiger“, so UNgehindert e.V. in einer Mitteilung. „Nach wie vor werden Menschen mit Behinderungen in vielen Situationen und Lebensbereichen diskriminiert.”

Beziehungsreicher Name der „Reisegruppe Niemand”

Fünf Aktivisten mit unterschiedlichen Behinderungen vom Verein UNgehindert nutzen jetzt den 25. Jahrestag zu einer spektakulären Aktion: Die Gruppe, die sich in Anspielung auf den Satz „Niemand darf wegen seiner Behinderung…” als „Reisegruppe Niemand” bezeichnet, bricht am 12. November von Berlin aus zu einer 76-stündigen Bahnfahrt mit Regionalzügen in alle 16 Landeshauptstädte auf.
Dabei haben die Mitglieder nur ein Ziel vor Augen: auf der Strecke Briefe oder Bilder als Botschaften behinderter Menschen einsammeln und diese am 15. November dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu überreichen.

Forderung: Benachteiligungsverbot als Staatsziel

Für die Reisegruppe Niemand, für die vielen Mitstreiter und Unterstützer könne es nur eine politische Konsequenz aus der bisherigen Situation geben, heißt es in der Mitteilung: das Benachteiligungsverbot aufgrund von Behinderung als Staatsziel zu erweitern.
„Die vielen Rückmeldungen auf unsere Aktion und die Beteiligung von namhaften Mitreisenden zeigt uns, dass wir in diesem Land endlich eine verbindliche Maßnahme gegen die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung brauchen“, betont Rolf Allerdissen, Mitinitiator der „Reisegruppe Niemand” und Vorsitzender des Vereins UNgehindert.

Unterstützung durch die Öffentlichkeit

In einer kürzlich von ihm gestarteten Petition an Bundesrat und Bundestag haben sich bereits viele Unterzeichnerinnen und Unterzeichner für eine Verschärfung des Benachteiligungsverbots für Menschen mit Behinderungen ausgesprochen. Wer auch eine Botschaft für den Bundespräsidenten übergeben möchte oder die Aktivisten auf ihrer Fahrt nach Berlin begleiten möchte, findet den Fahrplan und alle weiteren Informationen im Internet:

www.reisegruppe-niemand.de
www.facebook.com/ReisegruppeNiemand
Petition bei change.org unter http://chng.it/CqXmQdkfkd

(Text: Brigitte Muschiol)

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Die „Reisegruppe Niemand” mit ihrem Reiseplan beim Fototermin im Leipziger Hauptbahnhof (v.l.): Aytekin Demirbas, Carola Szymanowicz, Rolf Allerdissen, Tomas Szymanowicz, Markus Ertl.