Einen elektrischen Hilfsantrieb vor den Rollstuhl zu spannen, funktioniert ganz ähnlich wie bei einem Adaptivhandbike – nur eben ohne die Möglichkeit des manuellen Antriebs. Dabei befindet sich der Lenker meistens zentral etwas oberhalb und vor den Knien des Rollstuhlfahrers. Da es sich um eine rein manuelle Direktlenkung handelt, sind gewisse motorische Fähigkeiten und ausreichende Kraft nötig, um das Vorspanngerät sicher zu beherrschen. Viele Hersteller bieten eine spezielle Ausstattung für Tetraplegiker an, die auch ihnen das Fahren ermöglicht.
Ein Pionier bei den Rollstuhlzuggeräten war Swiss Trac, dessen Produkte auch heute noch gewisse Alleinstellungsmerkmale haben. Nicht zuletzt durch die Lithium-Ionen-Akkus gibt es inzwischen viele andere Hersteller, die eine große Bandbreite an Geräten anbieten. Vom sehr leichten und handlichen Gerät bis zum bulligen Boliden, der auch abseits befestigter Wege ein guter Begleiter ist, findet sich etwas für jeden Geschmack. Bevor Sie sich für ein Gerät entscheiden, sollten Sie eine Analyse Ihres Budgets und Ihres Nutzungsprofils machen. Ob es eher in den Wald gehen soll oder Sie Ihre Mobilitätshilfe mit auf Reisen nehmen möchten, macht einen elementaren Unterschied.
Die neue Akku-Technik ermöglicht zwar eine kompakte Bauweise mit guten Leistungswerten, aber auch bei ihr stehen Reichweite, Größe und Geschwindigkeit in direkter Abhängigkeit zum Preis. Wenn Sie also gerne lange Touren unternehmen möchten und deshalb ein Gerät mit großer Reichweite brauchen, wird das teurer, als wenn Sie sich ein kleines Zuggerät zum Einkaufen mit geringerer Akkuleistung zulegen. Da die Hersteller von Rollstuhlzuggeräten fast durchweg Komponenten aus dem E-Bike-Bau verwenden, sind die Preise recht moderat und die Ersatzteilversorgung ist gut. Ab etwa 2.500 Euro kann man ein neues Rollstuhlzuggerät kaufen.
Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Auswahl ist die Wendigkeit des Gespanns aus Zuggerät und Rollstuhl. Dieses ist dreirädrig und hat einen längeren Radstand, sodass der Wendekreis zwangsläufig größer wird. Das Wenden auf der Stelle durch gegenläufiges Drehen der Greifreifen am Rollstuhl ist nicht mehr möglich. Grundsätzlich gilt: Je größer das Rad des Vorspanngeräts ist, desto größer ist der Wendekreis, desto geländegängiger ist es aber auch. In der Regel sind Geräte mit einem kleinen Rad eher für die Mitnahme im Auto oder sogar Flugzeug geeignet.
Etwas heikel ist derzeit noch das Thema der Höchstgeschwindigkeit von elektrischen betriebenen Fahrzeugen. Bei Zuggeräten sind derzeit im öffentlichen Verkehr gesetzlich maximal 15 km/h erlaubt. Tatsächlich erreichen einige Modelle aber deutlich höhere Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h. Das macht zwar richtig Spaß, ist aber auch sehr riskant. Für Geschwindigkeiten über 15 km/h gelten nämlich sehr viel strengere Vorschriften bei der Versicherung, dem Führerschein und der Sicherheit (Helm- und Gurtpflicht). Wenn Sie diese nicht einhalten, ist das kein Kavaliersdelikt, sondern im Ernstfall eine Straftat, bei der Sie obendrein Ihren Versicherungsschutz verlieren können.
Mit dem Nachteil von Handbikes einer manchmal nicht ausreichenden Traktion haben auch elektrische Rollstuhlzuggeräte bauartbedingt mitunter zu kämpfen. Hierzu lassen sich aber keine allgemeinen Aussagen treffen, weil es dabei sehr auf die besonderen Bedingungen (Rollstuhl, Gewicht, Gelände, Untergrund etc.) ankommt. Es empfiehlt sich aber ohnehin, mehrere Geräte Probe zu fahren, bevor Sie sich für eines entscheiden. Nur so können Sie herausfinden, ob das Zusammenspiel der verschiedenen Parameter für Sie perfekt ist.
In einem unserer Produktreviews haben wir euch das Triride Foldable vorgestellt.
Zielgruppe:
Rollstuhlfahrer, die keine großen sportlichen Ambitionen haben und sich ab und zu eine elektrische Unterstützung wünschen, sind mit einem Vorspannzuggerät gut beraten. Zwingend notwendig ist, dass der Nutzer eine gewisse Restkontrolle seines Oberkörpers hat.