MOBITIPP: Frau Delle, Sie führen in Ihrer Agentur Sportmodels mit Handicap als eigene Kategorie. Wie kam es dazu?
Sabine Delle: Hamburg hatte sich 2014 für die Olympischen Spiele 2024 beworben. Da habe ich an die Paralympischen Spiele gedacht und mich gefragt, warum diese Sportler keine eigene Agentur haben. Ich habe hier viel Potenzial gesehen. Also habe ich erste Kontakte geknüpft, zum Beispiel zu Kirsten Bruhn, Paralympics Goldmedaillengewinnerin im Schwimmen.
Heute vertreten wir knapp drei Dutzend Models mit Handicap, darunter den Comedian Tan Caglar, den Segler Heiko Kröger, die Basketballer Rouven und Philip und Valentina, eine Kletterin aus Österreich.
MOBITIPP: Sind Ihre Kunden – zum Beispiel Unternehmen und Werbeagenturen – für Models mit Behinderung aufgeschlossen?
Sabine Delle: Es hat sich schon etwas getan. Heute würde kaum noch eine Firma ein Produkt für Menschen mit Handicap mit einem nicht behinderten Model bewerben. Bei Produkten, die sich nicht ausdrücklich an die Zielgruppe von Menschen mit Behinderung richten, sieht es noch immer etwas anders aus.
Das erlebe ich, wenn ich in Unternehmen Konzepte vorstelle, um meine Klienten mit ganz alltäglichen Produkten in Verbindung zu bringen. Dann spüre ich oft Erstaunen, wenn auch keinesfalls strikte Ablehnung. Ich setze aber darauf, dass in der Wirtschaft noch ein Umdenken stattfinden wird. Unsere Models sind erfolgreich und selbstbewusst. Das strahlen sie auch aus!
MOBITIPP: Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Models mit Handicap aus?
Sabine Delle: Im Grunde sind es dieselben Kriterien wie für nicht behinderte Models: Sportlichkeit ist wichtig. Gutes Aussehen oder besondere optische Merkmale und natürlich eine positive Ausstrahlung. Dabei geht es weniger um Einheitsmaße als um eine starke Persönlichkeit. Sportlerinnen und Sportler bringen da schon viel mit, zum Beispiel einen durchtrainierten Körper, Zielstrebigkeit und Disziplin. Wer gut kommunizieren kann und ein Teamplayer ist, hat weitere Vorteile, wenn er für einen Job gebucht wird.
MOBITIPP: Gibt es Behinderungen, die einem Modeljob entgegenstehen?
Sabine Delle: Wenn jemand auf viel Assistenz oder auf umständliche Logistik angewiesen ist, ist der Traum vom Modeln unrealistisch. In der Branche muss alles unkompliziert und professionell ablaufen, sonst nehmen die Auftraggeber Abstand. Zeit ist hier Geld.
MOBITIPP: Wie steht es um das Honorar? In welcher Höhe bewegt es sich?
Sabine Delle: Die Honorare sind vom Auftraggeber oft festgelegt. Es geht immer um Augenhöhe, um eine angemessene Bezahlung für die Arbeit. Das gilt für alle meine Models. Natürlich bezieht unsere Agentur eine branchenübliche Provision.
MOBITIPP: Kann man sich bei Bühnenkind einfach so bewerben?
Sabine Delle: Für Bewerbungen sind wir immer offen. Interessenten nutzen am Besten das Formblatt auf unserer Webseite www.buehnenkind.de oder senden direkt an info@buehnenkind.de eine E-Mail. Da können sie auch lesen, welche Informationen und Unterlagen wir für eine erste Beurteilung benötigen. Wir sind gespannt!