Für viele behinderte Menschen, die selbst nicht Auto fahren können, geht am VW Caddy (fast) kein Weg vorbei. Offizielle Zahlen gibt es zwar nicht, aber der Marktanteil des VW Caddy für Passivfahrer wird auf bis zu 90 Prozent in dieser Fahrzeugklasse geschätzt. VW selbst bietet keinen Heckeinstieg ab Werk an, arbeitet aber mit Aufbauherstellern zusammen, die den Umbau vornehmen. Entsprechend umgebaute Fahrzeuge können deshalb bei jedem VW-Händler bestellt werden. Bei etwa 60 ausgewählten VW-Partnern und Aufbauherstellern in ganz Deutschland stehen umgebaute Fahrzeuge für eine Probefahrt bereit.
Das ist für die Entscheidungsfindung natürlich hilfreich, gerade beim VW Caddy sollte man sich allerdings nicht zu sehr vom Eindruck eines einzelnen Fahrzeugs beeindrucken lassen. Zwar ist auch die vierte Generation von außen nach wie vor auf den ersten Blick als Caddy erkennbar, die markanten Züge wurden sogar noch ein wenig betont. Dennoch ist Caddy nicht gleich Caddy. Das Fahrzeug ist eines der variantenreichsten überhaupt. Das Spektrum reicht vom eher einfachen Kastenwagen für Handwerker bis zur Ausstattungslinie Highline, die viel zeitgemäße Technik und hohen Komfort bietet.
Dementsprechend variieren natürlich auch die Preise. Die einfachste Ausführung mit Benzinmotor ist schon ab etwa 18.000 Euro zu haben. Wer eine höherwertige Ausstattung wählt und in der Zubehörliste fleißig Kreuzchen macht, kann aber auch locker über 30.000 Euro landen. Damit ist der Caddy in seiner Klasse nicht unbedingt ein Schnäppchen. Aber nicht zuletzt durch den Rabatt von 15 Prozent, den Volkswagen behinderten Menschen unter bestimmten Voraussetzungen gewährt, bietet das Fahrzeug ein sehr gutes Preis-/Leistungs-Verhältnis.
Hoher Fahrkomfort und gute Übersicht
Der Caddy der vierten Generation hat nicht nur ein Facelifting bekommen, er wurde auch technisch verbessert. Zum Beispiel wurde beim Fahrkomfort nachgelegt, indem sowohl das Fahrwerk als auch die elektromechanische Lenkung noch etwas feiner justiert wurden. Unser Testfahrzeug war jedenfalls sehr souverän unterwegs, ließ sich leicht und direkt lenken. Auch das Rangieren erwies sich als angenehm einfach, obwohl der kleine Bruder des VW Transporters mit seinen knapp fünf Metern Länge und dem hohen Dach kein kleines Auto ist.
Zwar deutet die starre Hinterachse mit Blattfedern noch auf die Herkunft des Caddy als Transportfahrzeug hin, jedoch ergeben sich daraus keine Einschränkungen beim Fahrkomfort, insbesondere bei voller Beladung. Vor allem bietet die starre Achse aber überhaupt erst die Voraussetzung für die technische Umsetzung des Heckausschnitts und macht das Fahrzeug deshalb so beliebt bei Aufbauherstellern. Der Heckausschnitt kostet je nach Ausstattung zurzeit etwa 7.000 Euro.
Einfache und sichere Rollstuhlverladung
Unser Testfahrzeug war mit dem Heckausschnitt der Firma AMF Bruns ausgestattet. Die Auffahrrampe lässt sich von einer einzigen Begleitperson mühelos und mit nur wenig Kraftaufwand bedienen. Dafür wird die Heckklappe geöffnet (die bei schlechtem Wetter gleich noch als Regendach dient) und die Rampe herausgeklappt. Anschließend werden zwei Gurte aus dem Wageninneren am Rollstuhl befestigt, der dann ins Fahrzeug geschoben wird. Sobald er seine Endposition erreicht hat, wird er mit zwei weiteren Gurten hinten gesichert. Anschließend bekommt der Rollstuhlfahrer durch wegklappbare Stützen im Kopf- und Rückenbereich eine solide Absicherung nach hinten. Ein zusätzlicher Dreipunktsicherungsgurt wird obendrein angelegt.
Das hört sich ein bisschen kompliziert an, ist es aber nicht. Geübte Helfer benötigen für den gesamten Vorgang gerade einmal drei Minuten. Dafür haben Fahrer und Mitfahrer aber die Gewissheit einer maximal möglichen Sicherheit. Immerhin ist das Rückhaltesystem von AMF Bruns crashgetest. Der Heckausschnitt lässt sich sowohl beim Caddy als auch beim Caddy Maxi durchführen. Allerdings muss bei der kurzen Version dann die Rückbank nach vorne geklappt werden, sodass das Fahrzeug zum 3-Sitzer wird. Der Caddy Maxi ist serienmäßig ein 7-Sitzer, durch den Heckausschnitt finden ein Rollstuhlfahrer und fünf weitere Passagiere Platz.
Auch für Selbstfahrer bestens geeignet
Obwohl unser Testfahrzeug lediglich für Passivfahrer umgerüstet war, zeigte sich auf den ersten Blick seine ganze Variabilität. Das Fahrzeug eignet sich nämlich in gleicher Weise auch für aktive Rollstuhlfahrer besonders gut, weil es viel Platz für die Verladung des Rollstuhls bietet (s. auch den Beitrag über den Umbau der Firma Rausch auf S. XX). Aber auch die zahlreichen Assistenzsysteme, die im Caddy der vierten Generation serienmäßig oder optional verfügbar sind, machen Menschen, die zum Beispiel ein Handbediengerät benötigen, das Fahren deutlich einfacher. Der Caddy ist hier voll auf der Höhe der Zeit und kann jetzt unter anderem sogar mit einer automatischen Distanzregelung (adaptive cruise control, ACC) ausgestattet werden.
Auch für sich verändernde oder fortschreitende Krankheitsbilder ist der VW Caddy bestens geeignet. Sobald man ihn nicht mehr selbst fahren kann, ist ein nachträglicher Umbau zum Passivfahrer kein Problem. Die Taxirampe, die sich mit nur wenigen Handgriffen ins Wageninnere klappen lässt und dort eine ebene Fläche bildet, macht den Caddy auch für Taxiunternehmer und Behindertenfahrdienste interessant.