Der Gebrauchtmarkt für Elektromobile

3, 2, 1 – meins?

Ein nagelneues Elektromobil in guter Qualität kostet einige tausend Euro. Wem das zu viel ist oder wer erst mal testen möchte, ob ein solches Fahrzeug für ihn überhaupt das Richtige ist, findet auf dem Gebrauchtmarkt ein umfangreiches Angebot. Er spielt sich im Internet, in Zeitschriften und in Fachmärkten ab. Ähnlich wie auf dem Automarkt gilt es aber ein paar Dinge zu beachten, wenn man am Ende mit dem Schnäppchen zufrieden sein will.
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(c) Pixabay
Wo kauft man gebrauchte Urbicles?

Um es gleich vorwegzusagen: Die beste Marktübersicht und die größte Auswahl für gebrauchte Elektromobile findet man im Internet bei Ebay. Aber auch Facebook hat eine gewisse Bedeutung als Gebrauchtmarkt für Hilfsmittel erlangt. Im Einzelfall können Angebot und Nachfrage durchaus zusammenpassen. Allerdings man muss Mitglied der entsprechenden Gruppen sein, um überhaupt von den Angeboten zu erfahren.

In Ebay befindet sich in der Kategorie „Beauty & Gesundheit“ die Rubrik „Hilfsmittel“, unter der wiederum die Rubriken „Mobilitäts- und Gehhilfen“ und dahinter auf Klick „Elektromobile“ aufgelistet sind. Manchmal verstecken sich einige Angebote auch in anderen Rubriken, zum Beispiel unter „Rollstühlen“. Insgesamt werden bei Ebay ständig Hunderte von Scootern zum Verkauf angeboten, viele davon zum Sofortkauf zum Festpreis.

Das liegt vor allem daran, dass zahlreiche kommerzielle Anbieter die Internetplattform nutzen, um ihre Produkte zu verkaufen. Das kann für die Käufer durchaus lukrativ sein, weil sie auf diese Weise Neugeräte und Vorführmodelle bis zu 30 Prozent unter Listenpreis erstehen können. Übrigens ist der Festpreis gar nicht immer so fest wie es scheint. Manchmal genügt eine freundliche E-Mail an den Verkäufer, um doch noch einen erheblichen Preisnachlass zu bekommen. Ganz besonders preiswert kann es werden, wenn private Anbieter, die sich nicht gut auskennen, ihren Scooter mit einem Mindestgebot von wenigen Euro starten lassen.

Fahrzeuge mit Gewährleistung sind meistens teurer

Aber selbst das größte Schnäppchen kann zum Fehlkauf werden, wenn man nicht ein paar Dinge beachtet. Beispielsweise raten wir dazu, nur Markenprodukte gebraucht zu kaufen. Elektromobile sind Gebrauchsgegenstände, bei denen Einzelteile kaputtgehen oder verschleißen können. Selbst Kleinteile können für die Funktionsfähigkeit des gesamten Fahrzeugs entscheidend sein, sodass es wichtig ist, sich die benötigten Ersatzteile besorgen zu können. Auch dafür ist Ebay übrigens eine gute Plattform. Reifen, Akkus, Körbe und andere Einzelteile für Scooter werden hier in großer Zahl angeboten.

Außerdem sollte man darauf achten, wie der Verkäufer es mit der Gewährleistung hält. Theoretisch sind auch Privatkäufer zu einer einjährigen Gewährleistung verpflichtet, in der Praxis wird diese Regelung aber oft ausgeschlossen beziehungsweise nicht wahrgenommen, was unter bestimmten Voraussetzungen auch möglich und zulässig ist. Auch manch ein dubioser Händler versucht, die Gewährleistung durch Formulierungen wie „Verkauf im Kundenauftrag“ oder „Kommissionsware von Privat“ zu umgehen. Wenn ein Händler versucht, sich aus der Gewährleistungspflicht zu stehlen, raten wir zu besonderer Vorsicht – die höchstens ein besonders niedriger Preis aufweichen sollte. Natürlich ist die vorgeschriebene einjährige Gewährleistungspflicht ein potenzieller Kostenfaktor, weshalb Käufe beim Händler per se etwa zehn bis 30 Prozent teurer sind als von privat.

Augen auf bei den Akkus!

Ein weiterer wesentlicher Punkt beim Kauf eines gebrauchten Scooters sind die Akkus. Neben dem Motor bilden sie das Herzstück des Fahrzeugs, entsprechend teuer ist es, sie zu ersetzen. Je nach Modell und Ausführung können die Kosten 300 bis 600 Euro betragen. Genau deshalb versuchen Verkäufer immer wieder, bei den Akkus zu tricksen. Beliebt ist, statt hochwertiger Exemplare für den Dauerbetrieb Starterbatterien von Autos einzubauen. Diese funktionieren auf einer kurzen Probefahrt zwar einwandfrei, geben aber schon nach kurzer Belastungszeit ihren Geist auf. Auch schlecht gepflegte Akkus zeigen zunächst volle Ladung an und bewältigen einen kurzen Test mühelos. Aber schon nach wenigen hundert Meter sind sie ausgelaugt. Wir empfehlen deshalb, die Probefahrt ruhig auf zwei oder drei Kilometer auszudehnen. Ist die Ladestandsanzeige dann nur wenig gesunken, sind die Akkus wahrscheinlich noch in Ordnung.

Da Scooter nicht eben leicht sind, kann ihr Transport ebenfalls ein wichtiger Kostenfaktor sein. Die meisten Anbieter im Internet stellen ihre Geräte zur Selbstabholung bereit. Je nachdem, wie weit die Entfernung ist, können die Fahrtkosten und gegebenenfalls die Kosten für einen ausreichend großen Mietwagen den erzielten Schnäppchenpreis zunichtemachen. Alternativ dazu gibt es auch Dienstleister, die den Transport von Elektromobilen übernehmen. Dabei sind allerdings im Vorfeld einige Fragen zu klären. Wird das Elektromobil im Ganzen oder zerlegt transportiert? Wer übernimmt die Verpackung? Wer haftet im Schadensfall? Außer DHL und ähnlichen Anbietern gibt es im Internet Transportdienste und Vergleichsportale für den Transport von schweren Gütern für Privatkunden, zum Beispiel www.cargointernational.de und www.kleinfahrzeugtransporte.com. Die Preisspanne geht bei 50 Euro los und kann auch noch über 220 Euro hinausgehen.

Auch Hersteller und Fachhändler bieten gebrauchte Modelle an

Wem der Ebay-Dschungel nicht ganz geheuer ist, findet bei vielen Herstellern und Händlern von Elektromobilen ein umfangreiches Angebot von gebrauchten Geräten. Für dieses gibt es oftmals eine eigene Rubrik auf der entsprechenden Internetseite des Anbieters. Natürlich kann man hier kaum die niedrigen Preise von Ebay erwarten, dafür kann man davon ausgehen, dass man ein technisch einwandfreies Gerät kauft, keine Probleme mit der Gewährleistung hat und einen guten Service in Anspruch nehmen kann. Allerdings kostet es ein wenig Mühe, diese Angebote aufzustöbern, weil man jede einzelne Internetseite finden und studieren muss.

Auch in Zeitschriften für behinderte Menschen und Senioren sowie in zahlreichen einschlägigen Internetforen finden sich immer wieder Angebote für gebrauchte Elektromobile. Diese sind allerdings häufig sehr hochpreisig, weil die Markttransparenz fehlt und die Verkäufer oft nicht wissen (oder einsehen), dass auch ein kaum genutztes Gerät eben doch gebraucht ist und kaum mehr als 50 Prozent seines Neuwerts einbringt. Hier kann es hilfreich sein, sich bei Ebay zu orientieren oder auf entsprechende Angebote hinzuweisen. Mit ein wenig Glück kann auch eine Nachfrage beim ortsansässigen Fachhändler zum Erfolg führen. Diese sind manchmal ganz froh, wenn sie in Zahlung genommene Fahrzeuge oder echte Kundenkommissionen zu einem guten Preis schnell wieder loswerden.

 

Fazit

Wer nicht viel Geld für ein Elektromobil ausgeben möchte, hat zahlreiche Möglichkeiten, ein gebrauchtes Fahrzeug zu kaufen. Wenn man gewisse Fallstricke beachtet, ist es durchaus möglich, ein qualitativ hochwertiges Modell zu erstehen, an dem man noch lange Freude hat. Ab etwa 500 Euro gibt es kleine Scooter mit deutlichen Gebrauchsspuren zu kaufen. Mehr als 1.500 Euro sollte man aber selbst für ein gut erhaltenes Mittelklassemodell nicht ausgeben.

(Text: Volker Neumann, Jens Krümmel)

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