Fangen wir mit der schlechten Nachricht an: Wenn richtig hoch Schnee liegt, sollten Sie zu Hause bleiben. Zwar tauchen in Presse und Werbung immer wieder kleine Skier auf, die man an die Lenkräder oder statt ihrer montieren kann. Aber die funktionieren nur bei einer durchgängigen und gut planierten Schneedecke zuverlässig, wie man sie vielleicht in Skandinavien oder in einem Skigebiet vorfindet. In der Kölner Bucht oder in Hamburg werden Sie keine Freude damit haben, im Gegenteil. Wenn der Schnee keine optimale Konsistenz und Oberfläche hat, werden Ihnen auch die Antriebsräder Mühe bereiten, weil sie ständig durchdrehen. Nein, manueller Rollstuhl und Schnee sind keine guten Freunde.
Für die anderen Phasen, wenn Schmuddelwetter herrscht, sollten Sie (wie den Rest des Jahres auch) darauf achten, dass Sie genügend Luftdruck in den Antriebsreifen haben. Wie viel das ist, steht seitlich auf dem Reifen. Den dort angegebenen höchsten Druck sollten Sie Ihren Reifen ruhig gönnen, um den Rollwiderstand zu minimieren. Wichtig ist auch, dass die Reifen noch ausreichend Profil haben. Das verringert nicht nur die Rutsch-, sondern auch die Pannengefahr. Denn eine dünne Reifendecke wird naturgemäß viel leichter durch Rollsplitt oder Ähnliches durchbohrt.
Sicherheit geht vor
Falls Sie sich um den Zustand der Reifen noch selbst kümmern können oder wollen, sollten Sie Ihrem Rolli vor dem Winter aber auf jeden Fall einen kurzen Besuch in der Werkstatt des Sanitätshauses Ihres Vertrauens gönnen. Dort werden die Achsen und Lager gut gefettet und leicht geölt, damit sie gegen eindringende Feuchtigkeit geschützt sind. Ansonsten kann es sein, dass die Kugellager Rost ansetzen, was zunächst nur ein furchtbares Quietschen erzeugt, zunehmend aber das Fahren anstrengender macht und letztlich zur kompletten Blockade führen kann.
Apropos Blockade: Auch wenn die meisten Rollstuhlfahrer ihr Gefährt über die Antriebsräder abbremsen, sollten die Parkbremsen richtig eingestellt sein. In einigen Situationen kann es wichtig sein, dass der Rollstuhl sicher arretiert werden kann. Wer viel von einer Begleitperson geschoben wird, sollte über die Anschaffung von Trommelbremsen nachdenken, die mit einem Bremshebel an den Schiebegriffen bedient werden. So kann verhindert werden, dass der Begleiter auf nassen und rutschigen Gefällstrecken seine Not hat, die Fersen in den Boden zu stemmen, um den Rollstuhl zu halten.
Batterien verlieren bei Kälte deutlich an Leistung
In diesem Fall ist allerdings darauf zu achten, dass die Endhülsen aus Gummi fest mit dem Metallgriff verbunden sind. Da es sich um verschiedene Materialien handelt, können sie sich bei wechselnden Temperaturen unterschiedlich ausdehnen oder zusammenziehen, was zu unliebsamen Überraschungen führen kann. Es empfiehlt sich deshalb, die Gummigriffe mit einem hochelastischen Kleber zu fixieren. Einen solchen gibt es im Baumarkt, hierbei ist Ihnen aber auch das Sanitätshaus gerne behilflich.
Wer mit dem E-Rolli im Winter unterwegs ist, sollte bedenken, dass die Leistung der meisten Batterien temperaturabhängig ist und bei Minusgraden durchaus 20 bis 30 Prozent unter der bei Zimmertemperatur liegen kann. Das wirkt sich vor allem bei der Reichweite aus und kann zu unliebsamen Überraschungen führen, vor allem wenn die Batterie(n) schon alt sind. Auch hier gilt: am besten rechtzeitig im Sanitätshaus checken und gegebenenfalls austauschen lassen. Bei der Gelegenheit sollte auch die Lichtanlage des E-Rollis überprüft werden.
Machen Sie sich sichtbar!
In Sachen Sichtbarkeit sind E-Rollis gegenüber ihren manuellen Brüdern in der dunklen Jahreszeit klar im Vorteil. Es wird vielfach unterschätzt, wie leicht Rollstuhlfahrer von Auto- und LKW-Fahrern übersehen werden, wenn im Winter die Autoscheiben beschlagen sind und Schnee und Regen zusätzlich die Sicht trüben. Das hat leider schon vielfach zu tödlichen Unfällen geführt. Dem können Sie vorbeugen, indem Sie zahlreiche Reflektoren an Ihrem Rollstuhl anbringen, die in alle Richtungen abstrahlen. Sehr hilfreich sind auch Blinkleuchten, die es im Fahrradladen zu kaufen gibt und die bequem an die Kleidung oder den Rollstuhl geklippt werden können.
Bleibt noch die Frage, wie es Ihnen im Winter im Rollstuhl muckelig warm bleibt. Auch das ist eine besondere Herausforderung, weil Sie sich ja bestenfalls mit dem Oberkörper bewegen und durch die sitzende Haltung eine größere Angriffsfläche für Niederschläge aller Art bieten. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Spezialkleidung für Rollstuhlfahrer, natürlich auch solche für den Winter. Manche davon hält zwar zweifellos schön warm, schränkt allerdings die Mobilität deutlich ein oder ist aufwändig zu handhaben. Hierbei sollten Sie gründlich abwägen, was Ihnen bei Ihren Anforderungen wirklich hilft.
Gute Handschuhe sind wichtig
Unverzichtbar sind allerdings gute Handschuhe. Im Winter kann es schnell vorkommen, dass die Greifreifen nass und rutschig sind und Sie nur vorankommen, indem Sie direkt an die Antriebsräder greifen. Die wiederum sind natürlich auch nass, zudem voller Dreck, sodass Sie Ihre Hände (die Sie ja mehr als viele andere brauchen) schnell Schaden nehmen würden. Um dies zu verhindern gibt es verschiedene Taktiken. Es gibt Rollstuhlfahrer, die mit guten Winterhandschuhen prima zurechtkommen. Andere nutzen ihre Alltagshandschuhe und ziehen einfach dicke Bauarbeiterhandschuhe darüber. Die kosten nicht viel, sind schnell ersetzt und bieten mehr Flexibilität, wenn die Fahrt ins nächste Kaufhaus führt.
Was zahlen die Kostenträger?
Generell werden Reparaturen, Wartungen und auch notwendige Änderungen am Rollstuhl, vor allem wenn sie der Sicherheit oder der Gesundheitsvorsorge dienen, von der Krankenkasse übernommen, falls diese den Rollstuhl bezahlt hat. Je nach Krankenkasse und Art der Abrechnung reicht dafür meist die Rücksprache mit dem Sanitätshaus, eine ärztliche Verordnung mit Diagnose und den zu erledigenden Arbeiten ist heutzutage meist nicht mehr erforderlich. Falls Sie unsicher sind, sollten Sie das Vorgehen vorher mit Ihrem Sanitätshaus und/oder Ihrer Krankenkasse abklären.