Deutscher Mobilitätspreis 2019

Gewinner-Projekte, die mobilitätseingeschränkten Menschen zugute kommen

Die zehn Gewinner des diesjährigen Deutschen Mobilitätspreises stehen fest. Darunter sind auch Projekte, die auch die Lebensqualität von Menschen mit Einschränkungen direkt oder indirekt verbessern können.
© Munevo GmbH
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Eine innovative Steuerungssensorik per Smart Glass verhilft Rollstuhlfahrern zu mehr Mobilität im Alltag

Von dem flexiblen On-Demand-Shuttle per App in Hamburg über eine intelligente Rollstuhlsteuerung per Smart Glass bis zum C-Brace Orthesensystem reicht die Bandbreite der zehn Projekte, die eine Expertenjury für den Deutschen Mobilitätspreis 2019 ausgewählt hat. Das teilten die Initiatoren der Auszeichnung, die Initiative „Deutschland – Land der Ideen” und das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Anfang August mit.

Demnach haben sich rund 270 Unternehmen, Start-ups, Forschungseinrichtungen und Vereine um die Auszeichnung beworben, die in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben wird. Das diesjährige Motto lautet „Intelligent unterwegs: Menschen bewegen – Lebensräume verbinden”.
Wie viele Preisträger-Projekte tatsächlich die Lebensqualität und Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbessern, lässt sich nur schwer beziffern. Zwei jedenfalls konzentrieren sich ausschließlich auf Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Wir stellen sie vor:

Rollstuhlsteuerung per Kopfbewegung

munevo drive – eine intelligente Rollstuhlsteuerung per Smart Glass. Initiator ist die Munevo GmbH aus Nürnberg.
Das Unternehmen hat laut Projektbeschreibung eine Smart-Glass-Applikation entwickelt, die neue Möglichkeiten zur Steuerung elektrischer Rollstühle eröffnet. Mithilfe der „intelligenten Brille” können Nutzer, denen Handsteuerung nicht möglich ist, den Rollstuhl durch Bewegungen des Kopfes steuern. Schon bald sollen die Rollstuhlfahrer durch munevo drive auch ihre Smart-Home-Lösungen, ihr Smartphone oder ihren Computer steuern und dadurch letztlich unabhängiger leben können.

Computergesteuerte Beinorthese

C-Brace Orthesensystem vom Ottobock, Duderstadt

© Ottobock SE & Co. KGaA

Das C-Brace ist nach Informationen des Herstellers das weltweit erste mechatronisch gesteuerte Orthesensystem, das sowohl die Stand- als auch die Schwungphase des Gehens kontrolliert. Es schafft völlig neue Möglichkeiten der Bewegungsfreiheit, so Ottobock. Das Beugen des Beines unter Last beispielsweise beim Hinsetzen, das Bewältigen von Schrägen, Laufen in unebenem Gelände oder Treppen im Wechselschritt hinabgehen – all das sei erstmals mit dem Orthesensystem C-Brace möglich.

In fünf Jahren sollen Menschen vom C-Brace profitieren, die deutlich höhere Lähmungsniveaus aufweisen, heißt es in der Projektbeschreibung. Dabei ist die Rede von Patienten, die ständig auf den Rollstuhl angewiesen sind. Hierzu arbeite das Unternehmen an einer modularen Erweiterung für die Hüfte, die mit dem C-Brace kombiniert werden soll.

Das eine oder andere weitere Projekt bietet sozusagen im Gesamtpaket Vorteile für mobilitätseingeschränkte Menschen – direkt oder indirekt. Ein Beispiel ist das ioki Hamburg Shuttle. Dabei handelt es sich um ein neues öffentliches Verkehrsmittel ohne festen Fahrplan, das in den Tarif des Hamburger Verkehrsverbundes integriert ist. Es kann derzeit in den beiden Hamburger Stadtteilen Osdorf und Lurup bei Bedarf per App bestellt werden. Die derzeit 20 Fahrzeuge verfügen laut Projektbeschreibung über sechs Sitzplätze und sind barrierefrei. Rollstuhlfahrer und Kinderwagen können, so das Versprechen der Initiatoren, „ bequem mitfahren”.

Eine der zehn Auszeichnungen wurde dem Schaeffler-Paravan Mover zuerkannt. Die innovative Plattform dient als flexible Basis für verschiedene automatisierte Fahrzeugvarianten zur Personen- und Warenbeförderung. Das Projekt wurde von der Schaeffler-Paravan GmbH & Co. KG eingereicht. Interessant: Die im Schaeffler Mover eingesetzte Technologie „Space Drive” wird bereits in Fahrzeugen für Menschen mit Behinderung angewandt und verfügt über eine TÜV- und Straßenzulassung. Ein nicht alltäglicher Technologietransfer.

(Text: Brigitte Muschiol)

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