Schnelle Pannenhilfe

Was Sie tun können, wenn unterwegs der Rollstuhl kaputtgeht

Der Reifen gibt laut zischend die Luft ab, nachdem man eine Glasscherbe übersehen hat. Oder der letzte Bordstein war doch zu hoch und jetzt hat ein Riss im Rahmen den fahrbaren Untersatz zum Wackelpudding gemacht. Das sind ganz reale (wenn auch selten auftretende) Gefahren. Wie jedes technische Gerät kann auch ein Rollstuhl mal kaputt gehen. Wir geben Ihnen Tipps, was Sie tun können, wenn das ausgerechnet unterwegs passiert.
© fotolia, Iris Schiebener
Pannenhilfe für den Rollstuhl

Vor allem moderne Aktivrollstühle sind recht langlebig und zuverlässig. Aber auch bei ihnen gilt: vorbeugen ist besser als heilen. Wenn die Schrauben seit Jahren nie auf ihren festen Sitz kontrolliert wurden und die Räder bis auf das Untergewebe abgefahren sind, muss man sich nicht wundern, wenn man plötzlich stehenbleibt, weil Teile abfallen oder die Luft sich dünne macht. Daher ist eine Inspektion mindestens jedes halbe Jahr beim Sanitätshaus quasi Plicht und wird in der Regel auch von der Krankenkasse bezahlt. Wenn man zusätzlich spätestens alle zwei Monate eine Sicht- und Luftdruckkontrolle macht, ist man gegen unliebsame Überraschungen recht gut gewappnet.

Dennoch kann es natürlich passieren, dass man mit dem Rollstuhl unterwegs eine Panne hat. Das oberste Gebot ist wie immer: Ruhe bewahren. So etwas kann passieren und ist kein Beinbruch; es gibt Lösungen. Das wichtigste Hilfsmittel im Falle einer Panne ist für einen Rollifahrer das Smartphone. Das sollten Sie immer dabei haben, um im Notfall Hilfe holen zu können. Am besten bereiten Sie sich vor, indem Sie schon zu Hause alle Telefonnummern einprogrammieren, die Sie im Notfall brauchen. Und natürlich hilft auch das beste Smartphone nur dann, wenn der Akku noch ausreichend geladen ist.

Raus aus der Gefahrenzone

Bevor Sie jedoch jemanden anrufen, sollten Sie prüfen, ob der Rollstuhl nicht mit Mühe und vielleicht ein wenig Hilfe von einem Passanten noch fahrfähig ist. Dabei leidet zwar unter Umständen die Felge, aber so kommen Sie erst mal aus einem Gefahrenbereich oder einer ungemütlichen Situation heraus und schaffen es vielleicht noch ins nächste Café oder zu einer nahegelegenen Bushaltestelle, wo Sie zumindest im Trockenen stehen. Von dort können Sie in Ruhe Hilfe organisieren.

Die einfachste Möglichkeit ist oft, einen Verwandten oder Freund anzurufen und ihn zu bitten, Sie abzuholen. Wenn Sie niemanden haben, der Sie abholen kann, sollten Sie ein Taxi rufen. Sagen Sie bei der Bestellung gleich, dass Sie einen Kombi und etwas Hilfe benötigen. Mit der Nummer 22456 (ohne Vorwahl) können Sie sich vom Mobilphone aus in ganz Deutschland ein Taxi rufen, oder Sie nutzen eine der einschlägigen Apps. Wenn Sie Ihr Problem schildern und vielleicht noch ein kleines Trinkgeld geben, wird der Taxifahrer Ihnen sicher auch am Zielort helfen, in die Wohnung zu kommen oder von dort den Ersatzrolli holen. Die Kosten für diese Rettungsmaßnahme müssen Sie allerdings selbst bezahlen.

Sanitätshaus? Vielleicht!

Alternativ können Sie auch den lokalen Behinderten-Fahrdienst anrufen, insbesondere, wenn Sie dort ohnehin schon Kunde sind. Für die Behinderten-Fahrdienste gibt es leider keine bundeseinheitliche Telefonnummer, die sollten Sie am besten schon vorher eingespeichert haben. Weil die Fahrdienste meistens sehr ausgelastet sind, müssen Sie sich auf lange Wartezeiten einstellen, außerdem sind die Kosten erheblich höher als bei einem Taxi. Dafür sind die Mitarbeiter speziell geschult und die Fahrzeuge auf Rollstühle eingerichtet. Das können entscheidende Faktoren sein, zum Beispiel wenn Sie mit einem E-Rolli havariert sind, der sich nicht mal eben im Kofferraum verstauen lässt.

Sanitätshäuser sind leider nur in wenigen Fällen der richtige Ansprechpartner für die Pannenhilfe. Nur wenige haben einen 24 Stunden-Notdienst, und selbst wenn Sie jemanden erreichen, gestaltet sich die Abwicklung oft schwierig. Einen Versuch ist es aber wert. Vielleicht haben Sie Glück und es kommt jemand vorbei, der Ihren Rolli wieder flott macht oder Ihnen einen Ersatzrolli vorbeibringt. Falls das alles nicht geht, können Sie immerhin gleich einen Termin für die Reparatur vereinbaren, das müssen Sie ja eh. Die Kosten für die Leistungen des Sanitätshauses können Sie meistens problemlos mit der Krankenkasse abrechnen, nach Hause fahren darf der Mitarbeiter Sie aber streng genommen nicht.

Kein bundesweiter Pannendienst für Rollis

Zwar gibt es in Deutschland keinen bundesweiten Pannendienst für Rollstühle, sie können durchaus aber auch den für Autos in Anspruch nehmen. Wenn Sie Mitglied in einem Automobilclub sind, können Sie dort anrufen und Ihren Fall schildern. Je nach Einzelfall wird man Ihnen gerne helfen und jemanden schicken. Da die Mechaniker sich mit Notfallreparaturen auskennen und einen gut bestückten Werkstattwagen haben, dürfen Sie sich auf kreative Ideen freuen. Unter Umständen können Ihnen auch schon eine nahe gelegene Tankstelle, ein Fahrradgeschäft oder eine Autowerkstatt weiterhelfen.

Sollten Sie durch Ihre Panne in einer wirklich bedrohlichen Lage sein, zum Beispiel nachts alleine im Wald, können Sie die Notfallrufnummer 112 von Feuerwehr und Polizei anrufen. Die Leitstelle wird dann alles Nötige veranlassen, um Ihnen zu helfen. Wenn es sich tatsächlich um einen Notfall handelt, werden die mitunter erheblichen Kosten Ihrer Rettung von der Krankenkasse oder der Haftpflichtversicherung übernommen. Wenn sich allerdings herausstellen sollte, dass Sie etwas voreilig angerufen haben, bleiben Sie auf den Kosten sitzen.

Fazit

Unsere MOBITIPPs: – Bewahren Sie Ruhe – Scheuen Sie sich nicht, Passanten um Hilfe zu bitten – Versuchen Sie, so schnell wie möglich eine sichere Stelle zu erreichen – Nehmen Sie grundsätzlich immer Ihr (aufgeladenes) Smartphone mit – Programmieren Sie vorher alle wichtigen Notfallnummern ein

(Text: Jens Krümmel)

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