Anti-Dekubitus-Produkte: BVMed sieht Versorgungsqualität gefährdet

Hersteller stehen unter erheblichem Kostendruck. Experten rechnen mit dauerhafter Entwicklung

Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) weist zum Welt-Dekubitus-Tages am 17. November 2022 auf die stark steigenden Rohstoff-, Transport- und Energiepreise hin, die laut Verbandsmitteilung „erhebliche Auswirkungen” auf die Hersteller von Anti-Dekubitus-Produkten haben.
Porträt einer jungen Frau
© BVMed
Am 17. November ist Weltdekubitustag
Juliane Pohl, Leiterin Referat Ambulante Gesundheitsversorgung beim BVMed

„Schon seit Jahren beobachten wir in der Dekubitus Versorgung bei einigen Produkten und Dienstleistungen einen erheblichen Qualitätsverfall. Wir brauchen ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass Fehlentwicklungen in der Dekubitus-Versorgung zu großem Leid für die Betroffenen und zu hohen Folgekosten durch unnötig entstandene Druckgeschwüre führen“, so Juliane Pohl, Leiterin Ambulante Versorgung beim BVMed. Von Dekubitus seien in Deutschland über 600.000 Menschen betroffen.

Die Hersteller von Hilfsmitteln zur Dekubitus-Versorgung stehen aktuell durch Kostensteigerungen bei Rohstoffen sowie Energie- und Transportpreisen unter erheblichem Druck. In den Produkten wie Matratzen, Auflagen oder Sitz- und Liegehilfen sind hauptsächlich Schaumstoffe verarbeitet, die laut Angaben nach statistischen Erhebungen in den vergangenen Monaten starken Preissteigerungen unterlagen.

Kräftige Preissteigerungen in wesentlichen Bereichen

  • Die Preise für Schaumstoffe und Kunststoffe für Antidekubitus-Hilfsmittel sind Stand September 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 21,6 Prozent gestiegen. Zellstoffpreise sind um 43,4 Prozent und Vliesstoff-Preise um 18,4 Prozent gestiegen. Die aktuelle Auswertung des Statistischen Bundesamtes Destatis zeigt stetige Preissteigerungen auch bei (Gummi- und) Kunststoffwaren von bis zu 13 Prozent.
  • Bei den Rohstoffen für die Herstellung der benötigten Schaumstoffe kommt es seit Sommer 2020 zu Schwierigkeiten in den Produktionskapazitäten. Ausfälle führten zu einem Engpass der Rohstoffe Isocyanaten und Polyolen und zu Kostensteigerungen um 100 Prozent. Das hatte zur Folge, dass sich die Kosten für diese speziellen Schaumstoffe in dieser Zeit verdoppelt haben.
  • Die Erhöhung der Kosten für Textilkomponenten für Bezüge lagen im September 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat bei 16,7 Prozent.
  • Hinzu kommen erhebliche Kostensteigerungen bei Verpackungsmaterialien, Elektronikkomponenten und Chips sowie stark steigende Energie- und Transportkosten.

Nach Einschätzung der Fachexpertinnen und -experten des Dekubitus-Forums des BVMed sei nicht davon auszugehen, dass sich die Veränderungen zurückentwickeln.

Weitere Informationen zur Dekubitusversorgung

Ein Faktenblatt des BVMed zu den aktuellen Herausforderungen in der Dekubitus-Versorgung kann unter www.bvmed.de/dekubitus heruntergeladen werden.

Anti-Dekubitus-Hilfsmittel werden auch im nächsten MOBITIPP „Sitzen & Positionieren“, der Mitte Dezember 2022 erscheint, ein großes Thema sein.

(Text: Brigitte Muschiol)

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