Blasenschwäche und Stuhlinkontinenz managen

Schwerpunktthema Inkontinenz: Basisinformationen zu einem oft tabuisierten Thema

Zeigen sich erste Anzeichen einer Blasenschwäche, ist das nicht erfreulich für Betroffene. Und doch gibt es in vielen Fällen Möglichkeiten einzugreifen – vom Muskeltraining bis zum Einlagenslip. Am Anfang steht eine genaue medizinische Diagnose, um entscheiden zu können, welche Therapie eingesetzt werden kann. Falls Therapien nicht oder nicht vollständig zur Kontinenz führen, kommen sehr häufig aufsaugende Hilfsmittel zur Verwendung.
Zeichnung von zwei übereinander liegenden Windeln
(c) Pixabay
Blasenschwäche und Stuhlinkontinenz managen

Handelt es sich um eine leichte Blasen- oder Darmschwäche, die von erschlafften Muskeln im Beckenboden oder dem Schließmuskel ausgehen, so lassen sich diese Muskeln wieder trainieren. Dann kann also regelmäßige Gymnastik bereits helfen. Nach neueren Erkenntnissen gibt es auch medikamentöse Behandlungsmethoden. Daneben lassen sich das Gewebe im Beckenboden sowie die Harnröhre durch operative Eingriffe wieder stabilisieren.

Neben der Hormonumstellung bei Frauen in den Wechseljahren sind leider auch zurückliegende Operationen später der Grund für eine Inkontinenz. Das beginnt bei Frauen mit Eingriffen während der Geburt eines Kindes und reicht bis zur Prostataoperation bei Männern. Sie wird vorgenommen, um eine Blasenentleerung ohne Schmerzen überhaupt wieder möglich zu machen, beeinträchtigt aber die Elastizität und Belastbarkeit des Schließmechanismus der Harnröhre. So kann es zur sogenannten Belastungsinkontinenz kommen, einem unkontrollierten Harnabgang in Situationen, in denen durch Niesen, Lachen oder das Heben schwerer Gegenstände hoher Druck im und auf den Körper entsteht.

Superabsorber für mehr Lebensqualität

Diese Beeinträchtigungen, bei denen eher geringe Mengen Harn unwillkürlich abgehen, sind ganz klar von einer dauernden Inkontinenz oder einem Harnverhalt, bei dem die Blase sich aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr entleeren lässt, zu unterscheiden. Falls hier weder Gymnastik noch Medikamente, der Einsatz von Pessaren oder Implantaten zur Stabilisierung der Harnröhre eine endgültige Wirkung zeigen, greifen Betroffene zu Einlagen, die die Flüssigkeit aufnehmen und vom Körper ableiten. Diese gibt es in unterschiedlichen Größen und Formen und selbstverständlich zu sehr unterschiedlichen Preisen. Nachdem die Menschen auch im zunehmenden Alter aktiver bleiben und möglichst ungestört am öffentlichen Leben teilnehmen wollen, wurden diese Hilfsmittel entsprechend weiterentwickelt.

So passen sich die Vorlagen inzwischen den Körperformen an und sind unter der Kleidung gar nicht oder kaum noch wahrzunehmen. Sogar Höschen mit integrierten Einlagen, die wie elegante Dessous aussehen, sind inzwischen erhältlich. Da wie zuvor erwähnt neun Millionen Menschen von einer Inkontinenz betroffen sind und ein großer Teil von ihnen zu diesen sogenannten aufsaugenden Hilfsmitteln greifen, ist der Markt hier größer als der der Windeln für Säuglinge und Kleinkinder. Entsprechend werden auch große Summen in die Entwicklung gesteckt. Daher stehen inzwischen Einlagenmaterialien wie winzige Körnchen, die Superabsorber genannt werden, zur Verfügung, die eine sehr gute Saugkraft haben, sodass sie mehr Harn aufnehmen und zu einem Gel eindicken und gleichzeitig den Geruch neutralisieren können. Das heißt, dass Einlagen immer kleiner werden können. Die Auswahl im Bereich dieser aufsaugenden Kontinenzartikel ist groß, deckt alle Qualitätskriterien wie Saugstärke, Hautfreundlichkeit, Passform und Handhabung ab. So schränkt diese Art der Inkontinenz selbst sehr aktive Betroffene in ihrem täglichen Leben nicht zu sehr ein.

Zahlreiche Ursachen für Stuhlinkontinenz

Im Pflegebereich werden überwiegend die klassischen Windeln eingesetzt, die auf unterschiedliche Arten wie durch selbstklebende Verschlüsse an den Hüften fixiert werden und auch bei liegenden Patienten gut anzubringen und zu wechseln sind. Die optimale Passform vermeidet, dass Harn auslaufen kann und elastische Bündchen aus weichem Material schonen die Haut an Bauch und Beinabschlüssen. Insgesamt spielt die Hautfreundlichkeit hier eine große Rolle. Denn gerade liegende Patienten haben das Risiko, einen Dekubitus zu erwerben. Da ist es wichtig, dass die Windel die Flüssigkeit gut vom Körper ableitet, sodass die Haut nicht länger mit der Nässe im Kontakt bleibt.

Einer Stuhlinkontinenz liegen bei Frauen ebenfalls häufig eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur sowie alte Verletzungen durch Vorgänge und Eingriffe während einer Geburt zugrunde. Bei Dammrissen oder -schnitten kann der Schließmuskel im Analbereich beschädigt werden. Durch Gewebeerschlaffung im Beckenbereich kann es bei Männern wie Frauen auch zu einem Organvorfall kommen. Das heißt, dass Organe sich nach unten bewegen und zusätzlich auf den Schließmuskel drücken. Hier bestehen die Gegenmaßnahmen ebenfalls in dem Training des Beckenbodens, teilweise in medikamentöser Behandlung und in Operationen, die bis zum kompletten Ersetzen des Schließmuskels reichen.

Alternativ oder zusätzlich können hier ebenfalls Einlagen oder Tampons als Hilfsmittel zur besseren Kontrolle des Stuhlabgangs eingesetzt werden. Einlagen nehmen unkontrollierten Stuhl auf und schützen damit die Wäsche. Tampons werden in das Rektum eingeführt und schließen es zuverlässig. So kann unkontrollierter Stuhlabgang verhindert werden. Die Tampons werden mithilfe eines Rückholfadens wieder entfernt.

(Text: Isolde Eich)

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