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Boxenstopp für die Blase leicht gemacht - intermittierend kathetern

Im Gegensatz zum unwillkürlichen und unkontrollierten Harnverlust steht die Situation, dass der komplexe Ablauf zum Entleeren der Blase aus unterschiedlichen Gründen in der Weise gestört ist, dass gar kein Harn mehr bewusst abgelassen werden kann. Dann ist es wichtig, einen Weg zu finden, um die Blase dennoch zu entleeren. Besonders bei Störungen des Rückenmarks gibt es bisher keine Möglichkeit, durch Medikamente oder Operationen den komplizierten Vorgang wieder in Gang zu setzen.
Katheter zur Blasenentleerung
(c) Shutterstock 504007963
Ableitende Blasenentleerung

Diese Problematik betrifft auch Menschen mit Spina bifida oder mit Querschnittlähmung. Sie können ihre Blasenmuskulatur nicht bewusst steuern und je nach neurologischer Beeinträchtigung sind die Muskeln entweder schlaff oder krampfartig angespannt. Sogenannte ableitende Hilfsmittel ermöglichen ihnen „mal eben zur Toilette zu gehen“. Katheter können den Funktionsausfall beheben und sie sind nicht einmal sehr schwer anzuwenden. Sie werden in die Harnröhre eingeführt und bis in die Blase geführt. Hat das dünne Rohr die Blase erreicht, fließt der Urin ganz von alleine ab. Die Wahl des richtigen Modells lässt sich ganz individuell nach verschiedenen Gesichtspunkten treffen.

Vor der Erfindung der Katheter wurde die Blase mit anderen Methoden wie zum Beispiel dem Abklopfen entleert. Dabei blieb aber oft ein Rest des Harns in der Blase. Dieser konnte für Verunreinigungen und Entzündungen und damit für ernsthafte Erkrankungen sorgen. Die regelmäßige Anwendung eines Katheters, die als intermittierendes Kathetern bezeichnet wird, erwies sich in den letzten Jahrzenten als zuverlässige Methode, die Blase komplett und sicher zu entleeren. Es entstehen weniger Probleme mit Harnröhre und Blase, was durchaus als lebensverlängernde Maßnahme zu bezeichnen ist. Wichtig beim intermittierenden Kathetern sind die Hygiene und die Handhabung. Bei der Anwendung der Katheter haben Frauen und Männer naturgemäß völlig unterschiedliche Bedingungen.

 

Kathetern für Frauen

Um es buchstäblich kurz zu machen. Die Frauen haben beim Kathetern einen großen Vorteil: Ihre Harnröhre ist viel kürzer als die der Männer. Das macht das Einführen und anschließende Entnehmen des Katheters schneller und leichter, ihre Produkte sind viel kleiner. Ihr Nachteil ist allerdings, dass der Zugang zur Harnröhre für die Anwenderin selbst nicht so ohne weiteres zu sehen und darüber hinaus nicht die einzige Körperöffnung an dieser Stelle ist. Da kann man sich leicht vertun. Da heißt es üben und sorgfältig vorgehen. Denn eine wichtige Grundvoraussetzung für das Kathetern als erfolgreiche Anwendung zur Blasenentleerung ist, dass es gelingt, mit dem Katheter keine Keime in die Harnröhre zu bringen.

Kathetern für Männer

Für die Männer dagegen gilt: Sie haben in der Regel leichten Zugang zum Ansatzpunkt der Harnröhre. Allerdings ist der Weg zur Blase relativ weit und es geht dabei mehrfach um die Ecke. Dieser Weg sollte möglichst ohne größere Verletzungen der Harnröhre zurückgelegt werden, denn der Katheter wird ja meist mehrfach am Tag eingesetzt und wieder entnommen. Da können sich Verletzungen an bestimmten Stellen häufen und zu Vernarbungen führen, die die Harnröhre letztlich an diesen Stellen weniger durchgängig und flexibel machen können.

Wahlverfahren

Die natürlichen Gegebenheiten sowie der Umfang der Handfunktionen, der bei Menschen mit einer Wirbelsäulenverletzung durchaus sehr unterschiedlich sein kann, liefern Anhaltspunkte für die Wahl des geeigneten Produkts. Die Vielfalt der verschiedenen Modelle kann Neulinge auf diesem Gebiet allerdings durchaus verwirren. Gel oder hydrophil, mit Beutel oder ohne, eigene Anwendung oder die durch einen Assistenten, im Rollstuhl oder auf der Toilette sind nur einige der Fragen, die bei der Auswahl stellen.

Dauerkatheter

In der Pflege werden aus unterschiedlichen Gründen dauerhaft oder vorübergehend ebenfalls Katheter verwendet, um bei Patienten die Blase zu entleeren. Meist kommen dann allerdings nicht für jeden Toilettengang einzelne Katheter zum Einsatz, sondern es wird ein Produkt gelegt, der länger im Körper bleibt. Das spart dem Pflegepersonal Zeit und reduziert das Risiko eines Keimbefalls der Harnröhre und der Blase. Ansonsten ist der Vorgang gleich.

Kondomurinal

Kann kein Harn mehr zurückgehalten werden, greifen viele Betroffene zu aufsaugenden Hilfsmitteln. Da sie allerdings dauernden tröpfchenweisen Harnverlust aufnehmen müssen, kann es erforderlich sein, sie mehrfach am Tag auszutauschen. Für Männer gibt es dazu eine Alternative, die feuchte Einlagen vermeiden kann – ein Kondomurinal. Es besteht aus einem Kondom mit einem Kunststoffschlauch und einem Beutel, das mit einem hautfreundlichen Klebstoff am Penis befestigt wird. So kann der Urin ungestört ablaufen und wird in dem Beutel aufgefangen und gesammelt. Der Beutel wird am Bein befestigt und er kann gewechselt und entleert werden.

Harnröhreneinsatz

Frauen, die bei Belastungsinkontinenz den Harnverlust vermeiden und keine Einlagen tragen wollen, können zu einen Harnröhreneinsatz greifen. Das flexible, weiche Silikonrohr wird in die Harnröhre eingeführt und seine glatte ballonförmige Spitze verhindert, dass weiter Urin auslaufen kann. Eingesetzt und entfernt wird es mithilfe eines Applikators.

 

Die gute Nachricht ist also, dass es zahlreiche Möglichkeiten für das Blasen- und Darmmanagement gibt. Es gilt also, sich eingehend zu informieren, um die richtige Therapie oder das am besten geeignete Produkt zu finden.

(Text: Isolde Eich)

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