Um es vorwegzunehmen: Eine saubere und umfassende Abgrenzung und Kategorisierung aller auf dem Markt befindlichen Fahrräder und ihrer Abkömmlinge ist nicht möglich. Dazu ist das Angebot zu groß, insbesondere wenn man noch die technischen Lösungen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen berücksichtigt. Außerdem sind die Übergänge oft fließend. Und nicht zuletzt gibt es so viele Sonderlösungen und individuelle Anpassungen, dass es nicht möglich ist, sich einen kompletten Überblick zu verschaffen.
Das ist aber nur scheinbar eine schlechte Nachricht. Denn erstens haben wir natürlich dennoch versucht, die wichtigsten Fahrzeugtypen zu identifizieren. Und zweitens bedeutet die große Vielfalt auch, dass es für beinahe jeden Anspruch und Einsatzzweck eine Lösung gibt. Selbst wenn Sie bisher geglaubt haben, dass (aktives oder passives) Fahrrad- oder Rollstuhlfahren für Sie nicht oder zumindest unter bestimmten Bedingungen nicht möglich ist, sollten Sie sich ruhig noch mal auf die Suche machen. Gute Gelegenheiten dazu sind das Internet und einschlägige Messen wie die Rehacare, die Rehab und die Spezi in Germersheim (s. Kasten). Sprechen Sie ruhig auch Hersteller von Spezialfahrrädern sowie von Rollstuhlzuggeräten an! Sie sind oft sehr bereit, individuelle Kundenwünsche zu berücksichtigen und technisch umzusetzen.
Vor- und Nachteile als Orientierungshilfe
In unserer Typenkunde haben wir die wichtigsten Spezialfahrräder, Handbikes und so weiter berücksichtigt. Unsere Aufstellung erhebt aber aus den genannten Gründen keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Um Ihnen die Einordnung und Bewertung zu erleichtern, haben wir Vor- und Nachteile der einzelnen Gefährte aufgeführt. Zu guter Letzt haben wir eine Einordnung vorgenommen für wen sich das beschriebene Gerät besonders gut eignet. Auch hierbei handelt es sich lediglich um eine Empfehlung. Im Einzelfall sind auch ganz andere Umsetzungen möglich.
Die einzelnen Fahrzeugtypen erreichen Sie über diese Links:
- Dreiräder
- Handbikes
- Rollstuhlhilfsantriebe
- Rollstuhlzuggeräte
- Schiebende Hilfsantriebe
- Zusatzantriebe über die hinteren Räder
Elektrische Zusatzantriebe
Zum Boom der Fahrräder in den letzten Jahren haben vor allem die Elektromotoren beigetragen. Inzwischen werden mehr Fahrzeuge mit als ohne Motor verkauft. Diese Entwicklung umfasst natürlich auch Spezialfahrräder und Rollstuhlzusatzantriebe und kommt in besonderer Weise Menschen mit Behinderung zugute. Ein elektrischer Zusatzantrieb, der die Fahrt unterstützt oder ganz übernimmt, erweitert den Aktionsradius erheblich und verschafft dem Nutzer deutlich mehr Mobilität.
Zu bedenken ist aber auch, dass elektrische Zusatzantriebe teuer sind. Für qualitativ hochwertige Modelle muss man fast immer Mehrkosten im vierstelligen Bereich einkalkulieren. Obwohl elektrische Zusatzantriebe so beliebt sind, weil sie aufgrund moderner Technik sehr klein und handlich sind, muss man dennoch mit einem zusätzlichen Gewicht von fünf bis zehn Kilo für den Motor und die Akkus rechnen. Solange das Gefährt sich selbst fortbewegt, ist das Zusatzgewicht kein Problem. Wer sein Fahrzeug aber alleine verladen muss oder mit auf Reisen nehmen will, kann schnell an seine Grenzen kommen.
Nicht zuletzt ist auch abzuwägen, welchen Zweck das (Spezial-)Fahrrad erfüllen soll. Natürlich ist die Verlockung groß, mit einem Zusatzantrieb viel länger und weiter fahren zu können. Wenn das Radfahren aber vor allem therapeutischen Zwecken dient, ist ein Zusatzmotor nicht in jedem Fall zielführend. Andererseits kann ein Zusatzmotor einen guten Beitrag zur Integration leisten, weil er es auch Menschen mit eingeschränkten Körperfunktionen ermöglicht, an Radtouren nichtbehinderter Freunde teilzunehmen.